Plattdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern retten?!

Schwerin / Rostock (nordPR) – Die Berichterstattung in den Medien in Mecklenburg-Vorpommern betreffs der Gefahr für das Plattdeutsche schlägt derzeit einige Wellen. Demnach sei die Pflege des Plattdeutschen akut gefährdet.
Nach der Insolvenz des Landesheimatverbandes fehle ein wichtiger Ansprechpartner und Organisator für viele plattdeutsche Themen und Projekte?
Wenn das Volkskulturinstitut in Rostock sein Büro und die Bibliothek zum Jahresende schließen will, dann bedeutet das den Untergang des plattdeutschen Abendlandes?
Und wenn das Land keinen Plattdeutschbeauftragten hat, dann funktioniert nichts mehr, können gar keine Fördermittel mehr vergeben werden?

Das alles stimmt so nicht. Denn die Probleme liegen viel, viel tiefer.
Die wirklich Ehrlichen und die Verlierer in dem Spiel sind die plattdeutschen „Macher vor Ort“. Sind die, denen das Plattdeutsche tatsächlich etwas bedeutet, die ihr Plattdeutsch leben und die jederzeit für ihr Platt fast alles tun, weil sie es lieben.
Eine Gefahr für das Plattdeutsche sind zuweilen eher gewisse Vereine und Institutionen. Denn dort trifft man dann immer wieder mal die gleichen Verdächtigen, die bereits vorher bei allerlei Wettbewerben, Norddeutschen Tagen oder in heimatlichen Verbänden und kulturellen Instituten nach Fördergeldern schielten und schielen mit Blick auf das eigene möglichst öffentlich geförderte Auskommen …

Die plattdeutsche Sprache hat in Mecklenburg-Vorpommern Verfassungsrang …Na und?
Dann gebt ihr endlich auch den Verfassungsrang und zwar konsequent einklagbar. Und nehmt Geld in die Hand für das Kulturgut Plattdeutsch – und zwar deutlich mehr als jetzt! 

Zweisprachigkeit muß zum Prinzip erklärt werden. Ortseingangsschilder, Straßenschilder, Ladenwerbung, Produktwerbung z.B. für Grundnahrungsmittel, Hinweisschilder in öffentlichen Einrichtungen, ja selbst Wahlkampfplakate sollten per Gesetz immer auch in Teilen plattdeutsch sein.

Verpflichtet die elektronischen Medien, die aus dem Land kommen, „plattdeutsch“ zu sein! NDR ! Radio MV ist da ein gutes Beispiel, was man alles für das Plattdeutsche in einem modernen Radioprogramm tun kann.
Der Anteil von Moderationen und Musik in mecklenburgischem und pommerschem Platt müssen rund um die Uhr gesetzlich vorgeschrieben werden. Bei Nichteinhaltung droht der konsequente Lizenzentzug. Schaut nach Frankreich, was die in Sachen Französisch-Zwang in den Medien draufhaben…!!!

Für nachweislich plattdeutsche Publikationen in, aus und über Meckleburg-Vorpommern muß es Druckkostenzuschüsse durch das Land geben. Für plattdeutsche Musikproduktionen sollte es ebenso anteilige Produktionskostenzuschüsse geben.

Ganz wichtig aber sind die Kindertagesstätten und Schulen. Niederdeutsch muß ein eigenständiges gesetzlich vorgeschriebenes Fach in den öffentlichen und privaten Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sein. Das Plattdeutsche muß in den Schulen völlig neu und verpflichtend organisiert werden.

Sicher, man könnte diesen Gedanken noch enorm viele Überlegungen hinzufügen … Passieren wird wahrscheinlich nichts, denn das Plattdeutsche hat mittlerweile kaum noch eine echte Lobby in Mecklenburg-Vorpommern innerhalb der herrschenden Strukturen so wie in ganz Norddeutschland.

Denn immer mehr der Entscheider heute sind einfach jünger, „dynamischer und zeitgeistiger“ … und vor allem sie sprechen kein Platt, sie mögen kein Platt und sie leben natürlich kein Platt. Sie nehmen Plattdeutsch pseudomäßig allenfalls in den Mund, wenn es mal eben paßt z.B. für einen Werbeslogan oder einen Wahlauftritt. Schließlich sind die noch vorhandenen Plattdeutschsprecher auch Wähler …  Da macht man gern mal auf volksnah.

Ganz entscheidend aber ist, daß wir Mecklenburger, Vorpommern und Norddeutsche vielleicht überhaupt ein fast schon pathologisches Problem mit uns selbst haben.
Während die Bayern beispielsweise, quer durch alle Altersstufen, ihren Dialekt lieben, ausleben und tatsächlich pflegen, schämen sich viele Norddeutsche leider  in zutiefst protestantischer Beschränkung geradezu ihres norddeutschen Seins und damit auch ihres norddeutschen Dialekts. Und solange wir Norddeutschen uns nicht wirklich mögen, wird das nichts mit dem Plattdeutschen.

Und so stirbt wohl das Plattdeutsche in Mecklenburg-Vorpommern und auch im Norden weiterhin jeden Tag etwas mehr. Naja, die Welt geht deswegen nicht unter. Sie dreht sich weiter auch ohne plattdeutsche  Laute. Und eines Tages kann man dann vielleicht mal sagen: War schön, daß es diese ulkige Sprache mal gab auf Gottes schöner Erde da oben im Norddeutschen …
Meckpommel

Dieser Artikel gibt ausdrücklich nicht die Meinung der Redaktion des Portals MECK-POMM-HITS.DE wieder

(*/T/21.11.2012/mph)

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