Schloss Dwasieden (Sassnitz)

Schloss Dwasieden (b. Sassnitz/Rügen)kurz nach der Fertigstellung 1877 /Fotoquelle: Buch "Das weisse Schloss am Meer" / TENNEMANN Verlag

Schloss Dwasieden (b. Sassnitz/Rügen)kurz nach der Fertigstellung 1877 /Fotoquelle: Buch „Das weisse Schloss am Meer“ / TENNEMANN Verlag

„Wir drehen uns um, vom Meere aus in den Wald sehend – da steht vor uns Schloß Dwasieden! Ja, so muß Dornröschens Palast ausgesehen haben – umkränzt von dichtem Walde, still und geheimnisvoll, wie ein Gedicht zum Himmel steigend.“
(Autotypie aus: „Daheim dt. Familienblatt“ 1895)

Eines gleich vorweg: Vom Schloss Dwasieden am Rande der Hafenstadt Sassnitz existieren heute nur noch Ruinen.

Das Schloss Dwasieden wurde von 1873 bis 1877 als Sommersitz erbaut. Aufftraggeber war Adolph von Hansemann, seinerzeit Inhaber der Disconto-Gesellschaft in Berlin und einer der reichsten Männer der Bismarck-Deutschland. Als Architekt des Herrenhauses wurde Friedrich Hitzig, ein Schüler von Friedrich Schinkel, gewonnen.

Der Bau des Schlosses und die Gestaltung des 102 Hektar großen Parks kosteten vier Millionen Mark, für damalige Verhältnisse eine sehr große Summe. Immerhin war das Schloss Dwasieden das einzige Gebäude in Norddeutschland, welches aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor erbaut worden war.
Das Schloss Dwasieden war ein quadratischer, zweigeschossiger Bau. Jeweils an den Seiten  befanden sich Säulengänge. Sie endeten in offenen, tempelartigen Pavillons. Eine Besonderheit des Schlosses waren die beiden an den Eckseiten angeordneten Aussichtstürme. Versehen mit pfeilerartig hervortretenden Wandstreifen überragten sie den Schlosskomplex.

Aber nicht nur das Gebäude und die hochwertig verwendeten Materialien machten das Schloss Dwasieden zu einem Prunkbau. Auch die wertvolle Innenausstattung war für damalige Verhältnisse geradezu prunkvoll. Auch der 400 Morgen große Park des Dwasiedener Schlosses war eine aufwendig gepflegte Anlage und wurde nach seiner Fertigstellung als einer der schönsten Parks in Norddeutschland gefeiert.
Das Schloss Dwasieden im neoklassizistischen Stil sah hochrangige Gäste von der deutschen Kaiserfamilie bis hin zu Dichter Gerhart Hauptmann.

„Die Zimmer, welche Fremde besehen dürfen, liegen im Parterre des Schlosses. Alle diese zahlreichen Salons und Boudoirs, diese Musik- und Bibliothekzimmer, wie auch die Gesellschaftssäle sind mit ebenso feinem Geschmack wie großem Luxus ausgestattet. Die Möbel sind zum größten Teil Gobelin und rühren noch von dem Vater des Herrn von Hansemann her. An den Wänden hängen prachtvolle Original-Ölgemälde – meistens Landschafts-, Genre- und Tierstücke unserer ersten Meister und auch die Plafonds sind mit Zeichnungen und Malereien namhafter Künstler geschmückt. Die alten venetianischen Spiegel und Kronleuchter (die letzteren sind beweglich und kann man jedes Stück herausnehmen), die wertvollen Ebenholzschnitzereien, die antiken Kamine aus weißem Marmor, die kostbaren Teppiche der Schmiedeberger Industrie, und all die zahlreichen Kunstgegenstände, die in Folge ihrer Seltenheit und ihrer Schönheit schon an und für sich ein großes Vermögen repräsentieren – all dies machte auf mich einen überwältigenden Eindruck.“
(Adolph Kohut: Am Dünenstrand der Ostsee, 1887)

Gert von Oertzen, Enkel und Erbe Adolph von Hansemanns, verkaufte das SchlossDwasieden Anfang der 1930er Jahre an die Stadt Sassnitz. Die übergab das Gemäuer 1935 die deutsche Kriegsmarine. Nun wurde das Schloss Dwasieden ein Teil der Kriegsartillerieschule (Entfernungsmeßschule).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss Dwasieden 1948 aufgrund des SMAD-Befehls Nr. 209 wie andere ehemalige Adelssitze auch im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone gesprengt. Ein weiterer Grund der Sprengung war auch die einstige militärische Nutzung des Schloss-Komlexes. Im Schlosspark befand sich am Kriegsende ein Militärstützpunkt und das Schlossgebäude selbst wurde als Offizierskasino genutzt.

Einst ein gesellschaftlicher Mittelpunkt auf der Insel Rügen liegt die Ruine heute von Bäumen und Sträuchern verhüllt im Dwasiedener Wald… Nur noch Säulenreste, Keller und der Marstall zeugen heute von der Schönheit und Einmaligkeit der Anlage, die seinerzeit als eine der wertvollsten in Vorpommern galt.

Wer mehr über das Schloss Dwasieden erfahren möchte, dem sei das Buch „Das weiße Schloß am Meer – Schloss Dwasieden in Sassnitz auf der Insel Rügen“ empfohlen. In diesem Band mit vielen Bildern und Dokumenten beschreibt Autor Ralf Lindemann beeindruckend die Geschichte des einstigen Schloss- und Parkensembles am Rande der Hafenstadt Sassnitz. Das Buch bietet dem Leser detailreich und sachkundig einen faszinierenden Ausflug in die Geschichte der Insel Rügen!

Das weiße Schloß am Meer – Schloß Dwasieden in Sassnitz auf Rügen
Autor: Ralf Lindemann
Verlag: TENNEMANN media, Schwerin

1. ergänzte und überarbeitete Neuauflage
111 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-941452-11-4
Hier bestellen:

Das weiße Schloss am Meer, Ralf Lindemann / ISBN 978-3-941452-11-4 / TENNEMANN Buchverlag

Das weiße Schloss am Meer, Ralf Lindemann /
ISBN 978-3-941452-11-4 / TENNEMANN Buchverlag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Heimatforscher und Buchautor Ralf Lindemann bietet auch Führungen durch die Ruinen und Parkanlagen an.  Informationen und Anmeldungen sind im örtlichen Fremdenverkehrsverein zu erfragen.
(*/T/19062013)

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