Ingo Barz (Liedermacher, Autor)

Ingo Barz / Foto: privat I.Barz

Ingo Barz wurde 1951 im mecklenburgischen Ribnitz geboren. Seit 1969 ist Ingo Barz als Liedermacher vor allem in Mecklenburg unterwegs.

Zu DDR-Zeiten war Ingo Barz Mitarbeiter der evangelischen Kirche, er betreute Jugendliche und spielte seine Lieder in Kirchen und Gemeinderäumen. Während seine Lieder anfangs eher religiöse Themen aufgriffen, entstanden später zunehmend Texte, die mehr oder weniger offen auf oft beeindruckend subtile Art die bestehende Ordnung der DDR kritisierten.
 
„… und manchmal möcht‘ ich traurig sein“ ist ein Lied aus dem Jahr 1986. Ingo Barz singt darin an gegen den Gleichschritt in der DDR, gegen staatlich verordnete Freuden über sozialistische Errungenschaften … Als Protestsänger habe er sich nie gefühlt, sagte er einmal über sich selbst. Seine Sache war eher ein sanfter Widerstand mit wohlgesetztem Wort. Dazu zählte beispielsweise eine Umdichtung des Liedes „Die Gedanken sind frei“. Denn den Originaltext durfte kein Chor bei offiziellen Anlässen singen. Also hieß es bei Ingo Barz damals: „Ich denk mir ein Haus aus Reimen und Noten, wo keinem der Aus- und Eintritt verboten…“

Eine staatliche Spielerlaubnis gab es für den systemkritischen Liedermacher Ingo Barz natürlich nicht; die Staatssicherheit beobachtete den Liedermacher und führte ihn seit dem 18.Mai 1982 als operativen Vorgang „Prediger“. Die Sicherheitsorgane warfen dem Liedermacher staatsfeindliche Hetze vor.
Die Lieder und Schriften von Ingo Barz wurden zu DDR-Zeiten auf Tonbandkassetten verbreitet, die Texte mit Blaupapier oder von Hand kopiert und dann unter der Hand fast konspirativ weitergegeben.
1988 veröffentlichte die DDR-Band Berluc die Amiga-Quartett-Single „Wie ein Regenbogen“ mit Liedern, deren Texte von Ingo Barz stammten.

Nach der Wende veröffentlichte Barz zahlreiche Tonträger und Bücher. So produzierte er u.a. 2003 zusammen mit Karl Scharnweber und Johannes Pistor die CD „Wo ist ein Platz zu bleiben“ mit Liedern zu zwölf Kunstwerken von Ernst Barlach.
2005 erschien das Doppelalbum „Und manchmal möcht’ ich traurig sein – 51 „unerwünschte“ Lieder (1979–1990)“. Dazu erschien ein Begleitbuch mit dem Titel „Verbreitung pessimistischen Gedankengutes in Tateinheit mit Gitarrenspiel“ in dem die Verfolgung des Künstlers durch Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit dokumentiert wird.
2010 veröffentlichte Barz seine Autobiografie „Muss denn der Junge dauernd Panzer malen“ .
Ingo Barz lebt mit seiner Frau auf dem „Schnitterhof“ in Lühburg.

ausgewählte Tonträger Ingo Barz:

1993: CD Verlierer, Träumer, Deserteure mit Karl Scharnweber (Klangräume)
1996: CD Der letzte Wolf (Schnitterhof)
1999: CD Im Anfang war das Ohr – Lieder aus einem anderen Land (Schnitterhof)
2000: CD Drum fragt mich jemand wie es war (Liederzyklus; Schnitterhof)
2003: CD Das macht, daß wir uns finden (Schnitterhof)
2003: CD Wo ist ein Platz zu bleiben. Lieder zu 12 Arbeiten von Ernst Barlach mit Karl Scharnweber und Johannes Pistor
2005: CD … und manchmal möcht’ ich traurig sein – 51 „unerwünschte“ Lieder (1979–1990) mit Begleitbuch Verbreitung pessimistischen Gedankengutes in Tateinheit mit Gitarrenspiel
2007: CD Das wollt ich dir noch singen … – eine Liederreise durch Mecklenburg (Schnitterhof)
2010: CD Wer sieht schon, was dahinter ist“ …Barz / Graehlert

ausgewählte Bücher Ingo Barz:

Positionslichter. Evangelische Verlagsanstalt, ISBN 3-374-00907-7 (Gedichte)
1992: April–April oder konkrete Standpunkte zur allgemeinen Lage 1990–1991. Scheunenverlag, Kückenshagen, ISBN 978-3929370003
1993: Respektloser Umgang mit den Absonderlichkeiten des Alltäglichen. Scheunenverlag, Kückenshagen, ISBN 978-3929370065
1996: Solang ich denn ein Wort hab. Gesänge – Gedichte – Geschichten (Auswahl 1979–1996). Schnitterhof, Lühburg, ISBN 978-3931964009
1998: Donner, Blitz und Ofenrohr. Schnitterhof, Lühburg, ISBN 3-931964-01-9 (Liederbuch)
2000: Knospen am Baum: Liederleute ohne „Spielerlaubnis“ in Mecklenburg 1979–1989 (mit Jörg Boddien). Schnitterhof, Lühburg, ISBN 978-3931964061
2010: Muss denn der Junge dauernd Panzer malen. Schnitterhof, Lühburg, ISBN 978-3931964139

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