Segelschulschiff Greif

Segelschulschiff Greif

Als Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ wurde die heutige „Greif“ am 27. Februar 1951 in der Rostocker Warnow-Werft auf Kiel gelegt. Es war der erste Stahlschiffbau der DDR in so genannter Niet- und Schweißtechnik.

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Als Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ wurde die heutige „Greif“ am 27. Februar 1951 in der Rostocker Warnow-Werft auf Kiel gelegt. Es war der erste Stahlschiffbau der DDR in so genannter Niet- und Schweißtechnik.
Zunächst entsprach übrigens die Takelage einem Rahschoner. Schon kurze Zeit später erfolgte dann das Umtakeln zur Schonerbrigg.
Eigentlich war das Schiff gedacht als Geschenk zum 75. Geburtstag für den damaligen Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck. Damals wurde ein Aufruf an die Werktätigen der DDR gestartet, dem Präsidenten Geschenke zu übergeben. Eine Initiative von Werftarbeitern in Warnemünde und Stralsund baut daraufhin dem Präsidenten mit Spenden aus der Bevölkerung von mehr als einer Million DDR-Mark diese Yacht.
Der Stapellauf erfolgte am 26. Mai 1951. Am 2. August 1951 während der Indienststellung der „Wilhelm Pieck“ zu Ehren der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin am Warnemünder Alten Strom wurde dann das Schiff von Präsident Wilhelm Pieck der DDR-Jugend als Segelschulschiff mit folgenden Worten übergeben:
„Wir brauchen für die Hochseeschifffahrt gut ausgebildete und qualifizierte Seeleute. Sie sollen, wenn sie über die Meere in die Welt hinausfahren, durch ihr fachliches Können und ihre Haltung den Völkern zeigen, dass in der DDR eine neue Jugend herangewachsen ist, eine Jugend, die durchdrungen ist vom Geiste des Friedens und der Völkerverständigung.“
Der neue Eigner aber, Die DDR-Jugendorganisation FDJ, wusste allerdings nicht so recht, was sie mit dem Hochseesegler anfangen sollte.
Kurze Zeit später wurde die „Wilhelm Pieck“ dann der Gesellschaft für Sport und Technik zugeteilt und wechselte von Rostock-Warnemünde nach Greifswald-Wieck.
Von 1954 bis 1989 gehörte der Segler zum Schiffsbestand der GST-Marineschule „August Lütgens“ in Greifswald-Wieck und war während dieser Zeit zugleich das Flaggschiff der Greifswalder GST-Schulschiffe.
In den folgenden Jahrzehnten lernten Generationen von Seeleuten das Segelhandwerk und das seemännische ABC an Bord der Schonerbrigg.
Die meisten dieser Ausbildungsreisen führten das Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ auf der Ostsee nach Häfen in Polen und der Sowjetunion. Die längste Reise unternahm das Schiff 1957. Damals ging es in 99 Tagen und über 8.000 Seemeilen (ca. 14.800 km) nach Albanien, Bulgarien, Rumänien und nach Odessa (Ukraine) am Schwarzen Meer.
1971/72 fanden eine Grundreparatur und ein Umbau in der VEB Neptunwerft Rostock statt. 1974 nahm die Wilhelm Pieck erstmals an einer „Operation Sail“ teil, die in jenem Jahr in der Ostsee stattfand. Die Kursanten wurden anfänglich in einem Vierteljahresturnus und später meist in Vierwochenlehrgängen ausgebildet.
1981 war das Schiff hauptsächlicher Handlungsort des Spielfilms Martin XIII. (Regie Konrad Petzold).
Bis 1990 sammelten über 6.000 künftige Seeleute ihre ersten seemännischen Erfahrungen an Bord des GST-Ausbildungsschiffes „Wilhelm Pieck“. Auf vielen Schiffen der Handelsflotte, der Hochseefischerei und der Volksmarine der DDR fuhren ehemalige „Wilhelm Pieck“-Schüler als Offiziere und Kapitäne.

Nach der politischen Wende in der DDR will die Treuhandanstalt die „Wilhelm Pieck“ im Jahr 1990 verkaufen. Unter dem Motto „Das Schiff bliwt hier“ erreicht eine Initiative der Stadt Greifswald, dass die Treuhand das Schulschiff der Hansestadt für den symbolischen Kaufpreis von einer Mark übergibt.
Das Schiff wird nun in „Greif“ umbenannt und gründlich modernisiert.
Die Brigantine (Schonerbrigg) „Greif“ wird fortan von der Stadt Greifswald und dem Förderverein Rahsegler GREIF e.V. in Fahrt gehalten und dient als Segelschulschiff der Jugendförderung durch maritime Ausbildung.
Seitdem kreuzt das Schiff wieder regelmäßig über die Ostsee. Knapp 52 000 Mitsegler waren mit der Schonerbrigg unterwegs – unter anderem auf Törns nach Bremerhaven, Helsinki, Turku, Kopenhagen oder Gdansk.
Bei der 1. Hanse Sail in Rostock im August 1991 führt der Traditionssegler erstmals als Führungsschiff die Großseglerparade an.
Anfang 2020 stellt sich heraus, dass Rost der „Greif“ schwer zugesetzt hat. Die Stahlplatten am Rumpf sind nur noch wenige Millimeter dick, das Schiff damit nicht mehr seetauglich.
Das Segelschulschiff „Greif“ verliert seine Seeklasse und kann derzeit Im Hafen von Greifswald-Wieck besichtigt werden, darf aber nicht mehr mit Passagieren ablegen. Eine Reparatur ist geplant.

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern hat das Segelschulschiff Greif als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Die „Greif“ sei das einzige in der DDR gebaute Segelschulschiff und Hochseesegelschiff, heißt es zur Begründung. Somit sei das Schiff besonders selten und dokumentiere exemplarisch Schiffbau- und Schifffahrtsgeschichte.

Schiffsdaten der „Greif“
Baujahr: 1951
Schiffstyp: Schonerbrigg
Gesamtlänge: 41 Meter
Breite: 7,60 Meter
Großmasthöhe: 27,20 Meter
Tiefgang: 3,60 Meter
Nation: Deutschland
Heimathafen: Greifswald-Wieck
Eigner: Hansestadt Greifswald

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