Die Reise nach Sundevit (Spielfilm)

Quelle: DIF, © DEFA-Stiftung
Ralf Strohbach in „Die Reise nach Sundevit“ (1965/66)

Die „Reise nach Sundevit“ ist ein deutscher Kinderfilm aus dem Jahre 1966. Produziert wurde er von der DDR Filmproduktionsfirma DEFA-Studio für Spielfirme. Als Vorlage des Films diente das gleichnamige Kinderbuch von Benno Pludra. Der Kinderbuch-Autor war auch am Drehbuch beteiligt. Die Regie führte Heiner Carow. Für ihn war „Die Reise nach Sundevit“ der erste Streifen, den er als Regisseur verantwortete.

Die Handlung:
Tim Tammer lebt mit seiner Familie am Leuchtturm Möwenort. Vor allem während der Sommerferien ist Tim viel allein. Da bleiben oft nur Figuren, gebaut aus Sand und Stein, als Spielpartner.
Eines Tages zeltet unweit vom Leuchtturm eine Gruppe junger Pioniere in den Dünen. Tim freundet sich mit ihnen an. Sie planen die Weiterreise nach Sundevit und fragen Tim, ob er sie begleiten möchte.
Natürlich möchte Tim. Doch am Tag der Abreise kommt es zu einer Verkettung ungeahnter Hindernisse.

Am frühen Vormittag bringt Tim hilfsbereit dem MTS-Chef Bradenkohl per Fahrrad einige Dörfer weiter die Brille vorbei, die der beim Besuch bei Timms Vater vergessen hatte. Von dort nimmt Timm dann auf dem Rückweg einen Schlauch mit zur LPG. Dort im Dorf bittet ihn dann eine alte Frau, ihrem auf dem Mähdrescher arbeitenden Enkel Herbertchen einen Krug Tee auf dem Feld vorbei zu bringen. Am Mähdrescher, bei Herbertchen angekommen, ist gerade mitten in der Ernte der Schlauch kaputt gegangen, den Timm zuvor bei der LPG abgegeben hatte. Also, kein leichter Entschluss für den Jungen, radelt Timm zurück und holt den Schlauch.
Danach geht es dann per Rad endlich zurück in Richtung Leuchtturm. Aber dann beendet ein Sturz seine Rücktour. Auf dem Pferdewagen des pessimistischen Kutschers Brom erzählt Timm seine Geschichte. Brom gibt Tim die Schuld an seiner Situation: Hilfe nützt nur etwas, wenn man selbst davon einen Vorteil habe, glaubt Brom.

Natürlich verpasst Timm die Abreise der Kinder. Also macht er sich allein auf den Weg, um sie zu finden. Das gestaltet sich weit schwieriger als gedacht. So gerät er, durch Unachtsamkeit, schließlich auf ein Manövergelände der NVA. Ein Übungsschießen muß seinetwegen abgebrochen werden. Timm wird von dort zur Polizei gebracht. Von da an, so die gut gemeinte Moral der Filmgeschichte, ist es Timm, dem andere Menschen helfen.

Der Film „Die Reise nach Sundevit“ wurde ab 1965 an der DDR-Ostseeküste  gedreht zumeist im Großraum von Zingst und Prerow.
Die Film-Musik, im Stile bester 60er-Jahre Beat-Musik, war übrigens anfangs den DDR-Filmchefs nicht genehm. Sie wurde zunächst und zu einer Mundharmiko-Variante entschärft.  Später aber wurde dann doch die eigentliche Beat-Fassung wieder verwendet.

Und die Szenen in der Polizeistation, die natürlich „echt“ sein sollten, wurden tatsächlich in einem echten Polizeirevier gedreht. Das aber war den Verantwortlichen dann aber doch zu relitätsnah, so dass alles im Studio in Babelsberg nachgestellt werden musste, um das gewünschte positive Bild zu bieten.

Der Film „Die Reise nach Sundevit“ erlebte am 20. Mai 1966 seine Premiere. im Fernsehen der DDR war er am 30. September 1967 auf DFF 1 zu erleben. Der Streifen war vom Start weg ein Publikumsrenner.

„Die „Reise nach Sundevit“ gehört zu den schönsten Kindergeschichten Pludras. Es erzählt von Selbstlosigkeit und Standhalten, von Freude, Hoffnung und Zuversicht, die stark machen, zeichnet in schönen Bildern Landschaft und Menschen. Leise, sparsam im Wort und rhythmisch wie Poesie ist seine Sprache, voll Wärme und Spannung.“ Lobte das Darmstädter Echo

Die zeitgenössische Kritik lobte, dass die Fabel „kindgemäß und zeitgebunden gestaltet wurde, mitreißend für die kleinen Zuschauer.“ Die Fabel sei zudem „schlicht und doch nicht ohne innere Spannung.“ Der Film sei künstlerisch gelungen und pädagogisch wertvoll, zumal er Kinder und Erwachsene berühre.

Hervorgehoben wurde und wird die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers Ralf Strohbach (Der Junge Timm Tammer). Die Intensität des aus Stralsund stammenden Jungen beschreibt die Kritik bis heute als einzigartig.
„Sobald ‚Tim‘ spielen kann – beim Lauf im Manövergelände beispielsweise –, wirken seine Wut, seine Angst, sein Traurigsein völlig echt.“ Andere Kritiker bekannten, dass sie „seit ‚Serjosha‘ … kein so anziehendes, ausdrucksvolles Kindergesicht im Film“ gesehen hätten: „Von seinen Augen, seiner Mimik ist alles abzulesen“.

Für den film-dienst war „Die Reise nach Sundevit“ ein „empfehlenswerter, in der Charakterzeichnung der Kinder sehr detaillierter Familienfilm, der unaufdringlich für gegenseitige Achtung und Hilfe plädiert.“ Andere Kritiker nannten den Film rückblickend „eine der gelungensten Adaptionen eines Kinderbuches“ in der DDR.

Der Film erhielt in der DDR das Prädikat „Besonders wertvoll“.
Regisseur Heiner Carow, Kameramann Jürgen Brauer und Dramaturgin Gudrun Rammler wurden 1967 als Filmkollektiv für „Die Reise nach Sundevit“ mit dem Heinrich-Greif-Preis I. Klasse ausgezeichnet.

 

Regie: Heiner Carow
Drehbuch: Heiner Carow, Benno Pludra
Kamera: Jürgen Brauer
Schnitt: Erika Lehmphul
Musik: Karl-Ernst Sasse / Wolfgang Zigler

Darsteller:
Ralf Strohbach – Tim Tammer
Siegfried H̦chst РKalli Kr̦ger
Horst Drinda –  Abschnittsbevollmächtigter
Arno Wyzniewski РOberwachtmeister Schr̦der
Ralph Borgwardt-  Theo Brom
Fritz Barthold – Vater Tammer
Ursula Wolf – Mutter Tammer
Hans Hardt – Hardtloff Bradenkuhl
Otmar Richter – Herbertchen
Peter Stegmann – Hermann

Produktionsfirma: DEFA-Studio für Spielfilme (Potsdam-Babelsberg) (Künstlerische Arbeitsgruppe „Jugend- und Kinderffilm“)

Kommentare sind geschlossen.