Greifswald (nordPR) – An der Universität Greifswald startet heute eine erneute Urabstimmung über den Namenszusatz „Ernst Moritz Arndt“. Bis zum Freitag können die gut 10.000 Studierenden ihr Votum abgeben.
Bei einer Online-Umfrage Ende November letzten Jahres im Auftrag der Universität Greifswald wurden bereits Studierende, wissenschaftliche und Verwaltungsmitarbeiter sowie Professoren befragt. Rund ein Drittel beteiligte sich an der Online-Abstimmung. Davon sprachen sich etwa 49 Prozent für Namenspatron Ernst-Moritz Arndt aus, 34 Prozent stimmten für die Umbenennung in Universität Greifswald. gut 15 Prozent gaben beide Namen als akzeptabel an.
Der Hintergrund: Ernst Moritz Arndt, Namenspatron der Universität Greifswald, ist umstritten. Die einen sagen, dass Arndt antisemitisch und nationalistisch gewesen sei. Andere meinen, immerhin hätte Arndt Anfang des 19. Jahrhunderts auch gegen Napoleon und die Franzosen polemisiert und gilt darüber hinaus als Verfechter der Deutschen Einheit.
Und so sahen denn auch die Nationalsozialisten in Arndt einen Vordenker. Zu DDR-Zeiten wurde hervorgehoben, dass Arndt mit seinen Schriften die Abschaffung der Leibeigenschaft 1806 in Pommern befördert hatte.
Die teilweise antisemitischen, vor allem aber nationalen Töne in Arndts politischen Schriften werden heute nicht nur in Greifswald diskutiert: War Ernst Moritz Arndt als Sohn seiner Zeit vielleicht ein verkanntes Genie oder doch ein Wegbereiter des Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit folgender Jahrzehnte?
Darüber streiten in Greifswald Wissenschaftler, Studenten und Bürger in diesen Tagen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es die Nationalsozialisten waren, die die Universität in Greifswald nach Arndt benannten.
Allerdings geben Kritiker auch zu bedenken: Wenn also Ernst Moritz Arndt antisemitische Töne angeschlagen hat in seiner Zeit, was machen wir dann zum Beispiel mit dem großen Reformator Martin Luther , in dessen Schriften und überlieferten Äußerungen zum Beispiel reichlich antisemitisches Gedankengut zu finden ist?
