Schwerin / Neubrandenburg (nord PR) – Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern ist sauer. Denn im Ende September von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) einberufenen 49-köpfigen Zukunftsrat, der der Politik in Zukunftsfragen beratend zur Seite stehen soll, sitzt kein einziger Bauer.
Statt dessen wurde ein „Pseudo-Bauer“ berufen. Und zwar der Diplompsychologe und Hobby-Öko-Landwirt Jörg-„Bauer Korl”-Klingohr. Nach Ansicht vieler Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern ist der Comedy-Bauer-Korl allenfalls eine dümmlich wirkende Figur, die auf Comedy-Bühnen Lacher einsammelt und damit bewußt den Bauernstand immer wieder diskreditiert.
Dem halten Kritiker entgegen, dass Comedy und Satire in Sachen Überzeichnung natürlich sehr viel dürfen und auch müssen.
Doch die künstlerische Berechtigung und Fähigkeit eines Jörg Klingohr mit seiner Figur Bauer Korl ist für den Bauerverband MV nur ein Nebenkriegsschauplatz.
Vielmehr stört die „richtigen Bauern“, dass im Zukunftsrat MV kein einziger „richtiger” Landwirt, kein einziger professioneller Vertreter der Agrarbranche sitzt. Und genau das stinkt der Branche gewaltig.
Man bedenke, neben dem Tourismus ist auch die Landwirtschaft eines der wichtigen wirtschaftlichen Standbeine Mecklenburg-Vorpommerns. Aber wenn die Landesregierung über die Zukunft nachdenkt, scheinen die Bauern keine Rolle zu spielen.
Für den Bauernverband MV ist das ein großes Ärgernis. Dessen Präsident Detlef Kurreck versteht nicht, warum man bei der Zukunftsplanung nicht auf engste Zusammenarbeit mit seiner Branche setzt. Bei der Ausgestaltung so wichtiger Themen wie Naturschutz, Umwelt, Ernährung, Artenvielfalt und Rohstoffsicherung sei das Knowhow der Landwirte aus Kurreks Sicht unverzichtbar. Deshalb sei es ganz klar ein Fehler, dass im Zukunftsrat Mecklenburg-Vorpommern kein Landwirt vertreten ist.
Die SPD geführte Landesregierung sieht das anders: Man habe bewusst auf Verbandsvertreter verzichtet und stattdessen auf Einzelpersönlichkeiten gesetzt. Mit den Verbänden sei die Landesregierung ohnehin im ständigen Austausch.
Dass dann aber ausgerechnet ein „Bauer Korl”, der mit überkommenen Klischees und Stereotypen ein seltsam rückwärts gewandtes Bild der Landwirtschaft zeichnet, in dem Gremium als „Einzelpersönlichkeit” mitreden soll?
Die Staatskanzlei kontert: Wenn der Bauernverband mit seiner Kritik suggerieren wolle, dass die Zukunft des Landes ohne die Landwirtschaft geplant würde, dann sei das „nun wirklich vollkommener Unsinn”.
Doch MV-Bauernpräsident Kurreck genügt diese Erklärung nicht, da es fachliche Expertise von Landwirten nicht nur innerhalb des Bauernverbandes gebe. „Hätte man eine kluge Stimme aus dem Berufsstand der Landwirte gesucht, hätte man sie gefunden, zum Beispiel innerhalb der Bewegung „Land schafft Verbindung”, in Zuchtorganisationen oder einfach in einem der vielen Landwirtschaftsbetriebe unseres Landes”, so Kurreck.
Übrigens ist die Landwirtschaft nicht die einzige prominente Branche, die im Zukunftsrat nur dünn vertreten ist. Mit der Ausnahme einer kleinen Öko-Mosterei fehlt beispielsweise die gesamte Lebensmittelproduktion, die ebenfalls zu den führenden Wirtschaftszweigen in MV zählt.
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