Heiner Carow (Regisseur)

Heiner (Heinrich) Carow wurde am 19. September 1929 in Rostock geboren.Heiner Carow  machte gemeinsam mit dem späteren Schriftsteller Herbert Nachbar sein Abitur in Rostock und besuchte von 1950 bis 1952 die Regieklasse im DEFA-Nachwuchsstudio unter Slatan Dudow und Gerhard Klein.
Seinen ersten Film als Regisseur drehte Heiner Carow 1952 unter dem Titel „Bauern erfüllen den Plan“.
Nach 1952 arbeitete Carow im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme. In diesen ersten DEFA-Jahren verfasste er Drehbücher und drehte zehn Kurz-Dokumentarfilme, so z. B. „Stadt an der Küste“ (1955).
1957 wurde Heiner Carow Spielfilm-Regisseur bei der DEFA. 1959 wurde er Mitglied der so genannten Gruppe „Berlin“ innerhalb der DEFA-Regisseure unter Leitung von Slatan Dudow.
Zunächst drehte Heiner Carow Kinder- und Jugendfilme. 1959 entstand „Sie nannten ihn Amigo“ nach einem Drehbuch von Wera und Claus Küchenmeister. 1957 folgte die  Verfilmung des ersten Benno-Pludra-Stoffes unter dem Film-Titel „Sheriff Teddy“.
!966 entstand der DEFA-Film „Die Reise nach Sundevit“ nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch von Benno Pludra.
Sein 1968 gedrehtes Projekt „Die Russen kommen“ wurde erst 1971 in einer verwässerten und mit einer zusätzlichen Gegenwartshandlung versehenen Fassung namens „Karriere“ aufgeführt. Die Kopie einer früheren Schnittfassung wurde  von Carows Ehefrau, der Filmeditorin Evelyn Carow, gerettet. Sie wurde im Dezember 1987 uraufgeführt.
In den 1970er Jahren drehte Carow mehrere erfolgreiche DDR-Gegenwartsfilme. So entstand 1973 „Die Legende von Paul und Paula“ einer der DDR Kultfime überhaupt. Den Streifen Ikarus (1975) über das Leben eines Scheidungskindes bezeichnete Carow später selbst als seinen besten Film.
1978 entstand „Bis daß der Tod euch scheidet“ mit Kathrin Saß und Martin Seifert in den Hauptrollen nach einem Drehbuch von Autor Günther Rücker. Spätestens hier zeigte sich, daß Carow einer der Regisseure in der DDR war, die den ostdeutschen Alltag realistisch schilderten.
Der Berliner „Tagesspiegel“schrieb damals, daß in diesem Streifen ein DDR-Gegenwartsthema kompromisslos behandelt und Konflikte voll ausgespielt werden. Auch polemische Züge seien unverkennbar.
Das „Lexikon des internationalen Films“ bezeichnet den Film „Bis daß der Tod euch scheidet“ als ein  streckenweise grell inszenierten, dramaturgisch jedoch geschickt aufgebaute Ehekonflikt-Film der DEFA. Dieser Filmführe die offiziellen Phrasen vom allgemeinen Glücklichsein in der sozialistischen Gesellschaft ad absurdum.[

Ab 1978  arbeitete Heiner Carow an mehreren Projekten, die nicht realisiert werden konnten. Darunter waren eine bereits seit 1964 geplante Verfilmung von Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus nach einem Szenarium von Franz Fühmann, die der DEFA-Leitung damals zu teuer war. Vorbereitet und geschrieben wurde  in Zusammenarbeit mit den Dramaturgen Erika und Rolf Richter und der Band Pankow wurde auch die Rockoper „Paule Panke“. Allerdings fiel diese bei den staatlichen Entscheidern durch, da unter anderem ein unsympathisch gezeichneter DDR-Staatssekretär und eine schwule Nebenfigur Unmut erregten.
Erst 1986 stellte Heiner Carow mit „So viele Träume“ wieder einen Film fertig. Er entstand, ebenso wie seine zwei letzten DEFA-Projekte „Coming Out“ (1989) und „Die Verfehlung“ (1991), in Zusammenarbeit mit Erika Richter und dem Szenaristen Wolfram Witt.

1978 wurde Heiner Carow Mitglied der Akademie der Künste der DDR, deren Vizepräsident er von 1982 bis 1991 war. 1984 wurde Carow auch Mitglied der West-Berliner Akademie der Künste.
Carow wurde u.a. 1959 und 1967 mit dem Heinrich-Greif-Preis, 1980 mit dem Nationalpreis, 1988 für „Die Russen kommen“ mit dem Regiepreis beim 5. Nationalen Spielfilmfestival der DDR ausgezeichnet.
1989 mit dem Deutschen Kritikerpreis und
1990 erhielt Heiner Carow für den Film „Coming Out“  den  Silbernen Bären auf  dem Filmfestival Berlinale.
Heiner Carow starb am 31. Januar 1997 in Berlin.
(LT/24032017/mph)

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