Hans Fallada (Schriftsteller)

Hans Fallada

Der deutsche Schriftsteller Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen, wurde am 21.Juli 1893 in Greifswald als Sohn des Landrichters Wilhelm Ditzen und dessen Frau Elisabeth geboren.

Die Familie Ditzen zieht nach Berlin und später nach Leipzig. Dort unternimmt Fallada noch während der Schulzeit mit seinem Freund Hanns Dietrich von Necker einen als „Duell“ getarnten Doppelsuizidversuch. Bei dem Schußwechsel stirbt der Freund, Fallada überlebt schwer verletzt. Er wird wegen Totschlags angeklagt und in die Psychiatrische Klinik Tannenfeld eingewiesen. Wegen Schuldunfähigkeit wurde später die Anklage fallen gelassen.

Ohne Abschluß des Gymnasiums kommt Fallada für zwei Jahre in eine Nervenheilanstalt.

Nach seiner Entlassung arbeitet er ab 1913 in der Landwirtschaft. 1914, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, meldet Fallada sich als Kriegsfreiwilliger, wird aber wegen seiner Alkohol- und Morphiumsucht für untauglich erklärt.

Bis 1919 kommt Hans Fallada immer wieder in Entzugsanstalten und Privatsanatorien. Eine dauerhafte Heilung ist Fallada nicht vergönnt.
In diese Zeit fallen erste schriftstellerische Versuche. 1920 veröffentlicht Hans Fallada den expressionistisch beeinflussten Debütroman „Der junge Goedeschal“, drei Jahre später das Werk „Anton und Gerda“. Beide Bücher sind ein Flop und für den Rowohlt-Verlag ein wirtschaftlicher Mißerfolg.
Da Hans Fallada während einer seiner Anstaltsaufenthalte eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hatte, arbeitet er nun u.a. als Gutsverwalter in Mecklenburg und wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Landwirtschaftskammer Stettin.
Um seine anhaltende Morphin- und Alkoholsucht zu finanzieren, begeht Hans Fallada mehrere Betrugsdelikte, die ihn 1923 für Monate und ab 1925 für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis Neumünster bringen.
Diese Erfahrung geht 1934 in den Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ ein.
Nach der Haft heiratet er 1929 in Hamburg Anna „Suse“ Issel, mit der Lebens- und Arbeitsfreude in sein Leben zurückkehren. Aus der Ehe stammen drei Kinder.
Fallada arbeitet nun als Lokalredakteur in Neumünster. Vorübergehend war er Mitglied der Guttempler und der SPD.

Anfang der 1930er Jahre schreibt Hans Fallada wieder Romane. Mit dem Kleinstadt- und Landvolkroman „Bauern, Bonzen und Bomben“ stellt sich 1931 auch der Erfolg ein. Die Familie zieht nach Berlin auf Anraten des Verlegers Ernst Rowohlt. Er stellt Hans Fallada halbtags im Verlag an, damit der Autor sich fortan ohne größere materielle Sorgen seiner Schriftstellerei widmen kann.

Der Roman „Kleiner Mann – was nun?“ von 1932 bringt dann den Durchbruch. Das Buch kommt auf 45 Auflagen und 20 Auslandsausgaben.

Sein schriftstellerischer Erfolg ermöglicht es Hans Fallada, ein Landgut in Carwitz zu kaufen. Vor dem geplanten Umzug nach Carwitz denunziert ihn ein Mieter seines Hauses nahe Berlins bei der örtlichen SA von Berkenbrück wegen angeblich staatsfeindlicher Gespräche.
Fallada kommt für elf Tage in Fürstenwalde in Haft.
Auf seinem Anwesen in Carwitz entsteht u.a. der sozialkritische Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“. In diesem Buch verarbeitet Fallada seine Erfahrungen im Zentralgefängnis Neumünster. Das Buch konnte im nationalsozialistischen Deutschland erscheinen, weil es sich gegen die Behandlung der Gefangenen in der Weimarer Republik – der von den Nationalsozialisten so genannten „Systemzeit“ – richtete.

Doch die Kritik der seinerzeit Mächtigen in Deutschland an Falladas Werken wurde lauter. Und so verfasst Fallada jetzt unkritische Unterhaltungsliteratur, auf Geheiß des Propagandaministeriums schreibt er den Roman „Der eiserne Gustav“ 1938 sogar um.

Während des Krieges entstehen „Kleiner Mann, großer Mann – alles vertauscht“ (1940), „Der unbeliebte Mann“ (1940) und die Erinnerungsbücher „Damals bei uns daheim“ (1942) und „Heute bei uns zu Hause“ (1943).
Jedem größeren Werk folgt ein Zusammenbruch mit anschließenden Sanatoriums-Aufenthalten. Schlaflosigkeit und Morphium-Abhängigkeit begleiten den selbstzerstörerischen Schaffensprozess von Falladas Werken.

1944 wird seine erste Ehe geschieden, Zuvor hatte Hans Fallada seine Frau mit einer Pistole bedroht und in den Tisch geschossen. Daraufhin wurde er wegen versuchten Totschlags angeklagt. Am 4. September 1944 wird er in den Maßregelvollzug der „Abteilung Heil- und Pflegeanstalt“ (Hafthaus I) der Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz zur Beobachtung eingewiesen.
Hier entstehen das „Trinkermanuskript“ sowie eine Reihe von Kurzgeschichten und eine Erfahrungsbericht über den NS-Staat. Am 13. Dezember 1944 wurde er entlassen.

In der Heil- und Pflegeanstalt lernt Fallada die ebenfalls suchtkranke, fast 30 Jahre jüngere Ursula Losch kennen. Im Februar 1945 heiraten beide.

Unmittelbar nach Kriegsende ist Hans Fallada für eine kurze Zeit sogar Bürgermeister in Feldberg. Dann siedelt er wieder über nach Berlin. Dort arbeitet er auf Wunsch von Johannes R. Becher auch für die Tägliche Rundschau.

Ab 1946 eskalierte Falladas Morphinkonsum.
Seine ebenfalls abhängige Frau bat in einem erhaltenen Brief den Dichterkollegen und Arzt Gottfried Benn um Morphin.[22] Im Januar 1946 begab sich Fallada in eine Privatklinik in Neu-Westend, „Ulla“ folgte ihm zwei Wochen später. Im März wurden beide entlassen.
Am 1. Mai unternahm Fallada einen Selbstmordversuch, den sein Nachbar Johannes R. Becher gerade noch verhindern konnte. Es folgte erneut ein Krankenhausaufenthalt in Niederschönhausen, dann im Dezember 1946 wurde Fallada in die Nervenklinik der Berliner Charité eingewiesen. Hier schrieb er innerhalb eines Monats in wirklich sehr schlechtem körperlichen Zustand den Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Es ist die authentische Geschichte eines Arbeiter-Ehepaars in Berlin, das im Kampf gegen das Hitler-Regime sein Leben lassen muss.
Am 10. Januar 1947 wurde Hans Fallada erneut ins Hilfskrankenhaus Niederschönhausen eingewiesen. Dort starb er am 5. Februar 1947 im Alter von gerade mal 53 Jahren an den Folgen seines Morphinkonsums.
Auf seinem Todesschein wurde lediglich „Tod durch Herzversagen“ vermerkt.
Bis 1981 war Hans Fallada auf dem Friedhof Pankow III in einem Ehrengrab beigesetzt. Auf Betreiben von Anna Ditzen erfolgte später die Umbettung auf den alten Friedhof von Carwitz.
Der Schriftsteller Hans Fallada hatte, so schildern ihn Zeitgenossen, zwei Gesichter: Tagsüber war er beispielsweise ein penibler Gutsverwalter.
Doch privat nach Feierabend war der angehende Schriftsteller schon damals ein Morphium-Junkie und Alkoholiker, der seinen Tag mit einem Viertelliter Cognac begann.
Dazu gehörte auch, daß Hans Fallada je nach Tagesform und Rauschzustand tatsächlich verschiedene Handschriften hatte. Mal war es ein klares Sütterlin, dann wechselte das Schriftbild selbst innerhalb eines Briefes erlebte der Leser verschiedene Handschriften.

Hans Fallada ist immer wieder abgestürzt, abhängig von Morphium und Alkohol. Aber zwischendrin hat er Weltliteratur geschrieben, die bis heute berührt, fesselt und begeistert.

Das Besondere sind dabei seine unglaublich authentischen Dialoge und Beschreibungen. Kein Wunder, denn alles, was den Romanfiguren Hans Falladas widerfährt, kennt Fallada selbst aus seiner eigenen Erfahrung.
Der Schriftsteller Hans Fallada schrieb über das, was er wirklich kannte. Denn er war ein genauer Beobachter sowohl seines eigenen rauschhaften Lebens wie auch seiner jeweiligen Umgebung.

Und so erleben Jahrzehnte nach seinem Tod die Werke Hans Falladas einen unerwarteten Boom. Besonders auf dem anglo-amerikanischen Buchmarkt ist der Roman „Jeder stirbt für sich allein“ ein hunderttausendfach erschienener Bestseller.

Sein in Geheimschrift hinterlassener autobiografischer Roman „Der Trinker“ von 1950 ist posthum zum Welterfolg geworden. Er erzählt eindrücklich die Tragödie eines Mannes.
Seitdem gilt Hans Fallada als einer der bedeutendsten sozialkritischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, geboren im pommerschen Greifswald an der deutschen Ostseeküste.

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