Darßer Haustüren

Sie sind wirklich einmalig und darum ein beliebtes Postkarten- oder Fotomotiv – die historischen so genannten Darßer Haustüren.
Man findet sie überall in der Region Fischland-Darß-Zingst, so zum Beispiel in Prerow, Born, Wieck und Wustrow. Die meisten allerdings entdeckt der interessierte Besucher vor allem auf der einstigen Insel Darß, daher auch der Name „Darßer Haustüren“.
Die Tradition der reich verzierten und farbig gestalteten Haustüren entstand in der Zeit des Klassizismus (ca. 1790 bis 1850), also vor gut 200 Jahren als die Darßer Segelschiffahrt aufblühte.
Die erfolgreichen Segelschiffer wollte ihren erworbenen relativen Wohlstand auch nach außen demonstrieren.

Die Türgestaltung enthielt oft einen Mix aus alter Darßer Traditionen und exotischen Motiven. Denn die Segelschiffer waren oft weit gereist. So zeigen die Türen eine typische oft der Antike entlehnte Ornamentik, wie Säulen, Mäander oder flache Giebel.
Doch auch viele heidnische Einflüsse fließen ein.
Die einzelnen Motive gehen oft aber weit über das dekorative Moment hinaus. So finden sich viele Symbole, die das Haus des Seefahrers mit den typischen nach oben gerichteten Pfeilen z.B. vor Wetterschäden wie Blitz und Donner schützen sollen.
Auch bösen Geistern sollte der Eintritt verwehrt sein mit den typischen diamantartigen Flächenreliefen. Immer wieder tauchen Sonnen-Motive auf, oftmals auch in ihrer vorchristlichen Form als Sonnenkreuz.
Auch das Symbol des Lebensbaumes oder des Tulpenstraußes findet sich auf den Darßer Türen als Ausdruck von Lebensfreude, Fruchtbarkeit und Lebenskraft wieder.
Sehr oft ist auf dem Türblatt ein Sonnenaufgang zu sehen, der symbolisch für eine glückliche Rückkehr der Seeleute steht.

Farblich überwiegte in den alten Zeiten eher ein einfarbiges Rotbraun, Grün oder Grau.
Relativ auffällige Farbigkeit gab es in der originalen Türgestaltung seinerzeit nicht. Sie wurde den Türen erst später aufgetragen.
Während die wirklich wohlhabende Schiffer teure Farben verwendeten, griffen die weniger bemittelten Fahrensleute zu Resten von Bootsfarben, die beim Bootsstreichen im Hafen übrig geblieben waren.

Mit dem Ende der Segelschifffahrt endete auch die Tradition der geschnitzten Türen.
Erst 1931 mit dem Bau des Prerower Gemeindeamtes begann der heutige Abschnitt der Darß-Türgeschichte. Damals baute die örtliche Kunsttischlerei Roloff wieder eine Tür mit den alten Darßer Motiven wie Sonne, Tulpenstrauß und Blüten. Seit jenen Tagen erst werden die Darßer Türen auch farbenfroh bunt bemalt. Sicher spürte man sehr genau, daß das den Touristenströmen gut tat.

Übrigens, wer sich lange Fußmärsche durch die Orte der Region Fischland-Darß-Zingst ersparen will auf der Suche nach den Darßer Haustüren: Das Darßmuseum Prerow bietet eine kleine Sammlung historischer Türen. Und wer genau wissen will, wie die Darßer Türen gefertigt werden, der muß in der Kunsttischlerei Roloff in Prerow Stopp machen. Denn die Familie Roloff fertigt seit 1832 im traditionellem Handwerk Darßer Türen bis zum heutigen Tag.
Sie sorgen auch dafür, daß nachempfundene Darßer Türen als exklusives Souvenir ihren Weg in andere Gegenden Deutschlands finden.
(T10082016mph)

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