Asta-Nielsen-Haus („Karusel“)

Fischerhütten, schöne Villen
Grüßen sich vernünftig freundlich
Steht ein Häuschen in der Mitte,
Rund und rührend zum Verlieben.
„Karusel“ steht angeschrieben.
Dieses Häuschen zählt zu Vitte“.
(Joachim Ringelnatz)

 
In Vitte steht ein besonderes Gebäude mit runden Ecken, das nach dem dänischen Wort für Karussell auch Karusel genannt bzw. geschrieben wird. Vielen ist es besser bekannt als das Asta-Nielsen-Haus von Hiddensee.

Erbaut wurde es 1923 von dem Architekten und Maler Max Taut für die Berliner Familie Müller. Im Jahr 1929 verkaufte Richard Müller das Ferienhaus an die berühmte dänische Schauspielerin Asta Nielsen. Die Nielsen war damals der Stummfilmstar in Deutschland und Europa. In Berlin besaß Asta Nielsen eine riesige Stadtwohnung. Das kleine und so eigenwillige Sommerhäuschen auf Hiddensee war der komplette Gegenteil fernab des Großstadtrummels und der mondänen Filmwelt der Reichshauptstadt. Immerhin hatte das Haus unverwechselbar in seiner Architektur mit seiner Grundfläche von 9 x 9 Metern nicht viel Platz.

Asta Nielsen verbrachte auf der Insel Hiddensee mit ihrer Tochter und ihrem Mann die Sommermonate.
Sehr schnell wurde das Karusel zu einem Treffpunkt für Freunde und Bekannte von Asta Nielsen wie z.B. Joachim Ringelnatz mit Frau, Heinrich George und auch Gerhart Hauptmann.
Der seinerzeit sehr beliebte Ringelnatz fand im Karusel Zerstreung und Aufmunterung. Nicht wenige Gedichte aus jener Zeit erwähnen die Insel Hiddensee und das Karusel der dänischen Freundin. Ansonsten war Ringelnatz dafür bekannt, daß er über die Insel wanderte, mit den Fischern reichlich Korn aus Wassergläsern trank und Sandburgen am Strand baute, während er seine besten Anzüge trug – ein Gaudi für die Einheimischen und Gäste.
Dazu kommen Besuche von Weggefährten wie Mascha Kaleko oder Otto Gebühr und vielen anderen Künstlern und Weggefährten der späten 20er Jahre.

Zum damals sehr beliebten Volksschauspieler Otto Gebühr hatte Asta Nielsen eine ganz besondere Beziehung. Gebühr besaß auf der Insel Hiddensee eine eigene Unterkunft. Sein Häuschen befand sich in Kloster im Wiesenweg. Von seinem Domizil gab es damals freie Sicht zum Karusel.
Asta Nielsen und Otto Gebühr, so berichten Zeitgenossen, hatten sich eine Art Flaggencode zurechtgelegt, über den sie von Haus zu Haus kommunizierten. So verabredeten sie sich zum Kaffee, Gespräch, Strand oder Rotwein am Abend.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrte Asta-Nielsen Deutschland den Rücken. Sie ließ das Haus 1935 / 1936 abgeschlossen mit dem gesamten Inventar zurück.

Während des 2. Weltkrieges Kriegsjahren und danach bis 1961 lebten nacheinander etwa 15 Familien, meist Kriegsflüchtlinge, im Karusel. Die meisten Einrichtungsgegenstände von Asta Nielsen verschwanden in dieser Zeit. Nur wenige Möbelstücke aus dem Besitz des einstigen Stummfilmstars blieben erhalten.

Ab 1962 vermietete die Gemeinde das berühmte Gebäude an das Lehrerehepaar Ehmer. Mit der Umwandlung zum ganzjährigen Wohnhaus gab es umfangreiche bauliche Veränderungen im Inneren.

Erst 1975 wurde das Asta-Nielsen-Haus unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 1989 erwarb die Gemeinde das Haus von den Erben Asta Nielsens. Nach jahrelangem Leerstand wurde das Karusel 2014/15 umfangreich innen und außen saniert.

Heute beherbergt es eine Ausstellung zu Asta Nielsen und zum Erbauer, dem Architekten und Maler Max Taut. Auch Führungen sind möglich. Inzwischen gibt es wieder reichlich originale Möbel und Einrichtungsgegenstände aus der Zeit von Asta Nielsen. Allein im Schlafzimmer staunt der Besucher in was für einem kleinen Bett die seinerzeit so berühmte Asta Nielsen einst bei ihren Aufenthalten auf der Insel Hiddensee nächtigte. Und das Schlafzimmer im Karusel war eng, wirklich eng, wenn man bedenkt, dass Asta Nielsen der deutsche ja europäische Stummfilmstar der 20iger Jahre überhaupt war.

Übrigens, im Asta-Nielsen-Haus werden heute auch standesamtliche Trauungen durchgeführt. Allerdings ist die Anzahl der möglichen teilnehmenden Gäste sehr gering.
(lt25072017mph)

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