Kommt Sewan Latchinian zurück ans Volkstheater Rostock?

Rostock (nordPR) – Die fristlose Entlassung des Intendanten des Volkstheaters Rostock, Sewan Latchinian, ist von der Bürgerschaft der Hansestadt gestern Abend kassiert worden. Auf einer außerordentlichen Sitzung sprachen sich 29 Abgeordnete für die Rücknahme der Kündigung aus. Gleichzeitig beauftragte das Stadtparlament  Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos), den Intendanten mit sofortiger Wirkung wieder ins Amt einzusetzen.
Die Entscheidung wurde von mehr als 800 Demonstranten auf dem Neuen Markt vor dem Rathaus mit Begeisterung aufgenommen. Latchinian selbst äußerte sich höchst zufrieden und erfreut: „Ich bin erleichtert und freue mich grundsätzlich, auch wenn es unter juristischem Vorbehalt steht. Ich bin jetzt als Intendant mehr legitimiert, als ich es vorher schon war“, sagte Latchinian gegenüber NDR 1 Radio MV.

Latchinian war unter anderem wegen seines umstrittenen Vergleichs der Theaterpolitik des Landes und der Hansestadt Rostock mit Kulturzerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat abberufen worden. Dafür soll nun nach dem Willen einiger Fraktionen eine Abmahnung für Latchinian geprüft werden.
Nach der Entscheidung der Bürgerschaft, Latchinian wieder einzusetzen, bleiben Rostocks Oberbürgermeister jetzt 14 Tage Zeit, dagegen in Widerspruch zu gehen.

 

Oberbürgermeister Methling will zwar prüfen, wird prüfen, erklärte aber auch, daß für ihn das Verhalten Latchinians weder gerechtfertigt noch entschuldbar sei.

Die frühere Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens (CDU) bezeichnete die Situation nach der Bürgerschaftsentscheidung zur Rücknahme der Kündigung insgesamt als Chance für eine Versöhnung der Rostocker mit der Bürgerschaft und dem Theater, um einen gemeinsamen Weg gehen zu können. Der kommissarische Geschäftsführer Stefan Rosinski sprach von einem wichtigen Signal mit Blick auf die nationale Theaterwelt, die sehr starken Anteil genommen habe. „Es ist nun wichtig, dass Rostock in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit als Theaterstandort gut dasteht.“ Die Vorgänge seien als desolat und destruktiv empfunden worden, das könne nun repariert werden. „Ein monatelanger Rechtsstreit darf jetzt aber nicht passieren“, forderte Rosinski.
Unter den Demonstranten auf dem Rostocker Markt vor der Bürgerschaftssitzung war auch der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Er appellierte an die Rostocker Bürgerschaft, die Kündigung Latchinians rückgängig zu machen. Selbst in Berlin sei bemerkt worden, dass sich Latchinian auf den Weg gemacht habe, das Theater wieder auf die Beine zu bringen und Publikum zu gewinnen: „Einen erfolgreichen Intendanten entlässt man doch nicht.“ Thierse forderte auch die Rücknahme des Beschlusses, zwei der vier Sparten am Volkstheater zu schließen. Auch Latchinian hatte diesen Beschluss immer wieder kritisiert. „Wenn diese Stadt sich kein Vier-Sparten-Theater mehr leisten kann, dann ist das ein Armutszeugnis, das weit über Rostock und das Land hinaus wahrgenommen wird“, betonte Thierse.
Ausgaben für Kultur seien Investitionen in Zukunft des Landes. Thierse bezeichnete den IS-Vergleich als dumm. Dafür müsse Latchinian kritisiert, aber nicht entlassen werden.

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