Heftiger Gegenwind im Windstromland Nr. 1

Schwerin (nordPR) – Mehr als 50 Bürgerinitiativen kämpfen mittlerweile gegen die Umsetzung der so genannten Energiewende – gegen den „Wildwuchs“ bei der Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Landesverband Windenergie hat indes die neue Initiative der Windkraft-Gegner in ungewöhnlich scharfen Tönen in die Schranken gewiesen. In „Stil und Inhalt“ gebe es eine „völlig überzogene Debatte“ darüber, wie die Energiewende laufen soll, beklagt der Landes-Chef des Windenergieverbandes, Andreas Jesse. Er arbeitet  in Sternberg als Projektentwickler für neue Windkraftanlagen.
Jesse bezeichnet die  Windkraftgener  als „Totalblockierer“ – die den Umbau der Energiewirtschaft lautstarken  torpedieren und  eigentlich zurück zur Kohle wollten. Jesse und sein Windenergieverband nehmen damit die Initiative „Freier Horizont“ aufs Korn.

Der Zusammenschluss von mehr als 40 Bürgerinitiativen fordert  ein Stopp des Windkraft-Ausbaus. Durch immer mehr Windräder verliere das Land sein Image als Land der Weite und der unverbauten Landschaften, meint der Vorsitzende, der Penzliner Tierarzt Norbert Schumacher. Der Mitbegründer des Anti-Windkraft-Bündnisses, der Ex-FDP-Fraktionschef im Landtag, Michael Roolf, spricht sogar von „Horrorlandschaften“.

Die Windkraft-Branche in Person von Andree Iffländer, Vorsitzender des Windenergie-Netzwerks MV, beklagt ein „Netz aus Mythen und Halbwahrheiten“. Es gebe keinen Beleg für „Horrorlandschaften“ oder die Zerstörung von touristischer Infrastruktur.
Nach Ansicht der Windkraftbefürworter sie die Windkraft-Gegner- Kampagne eine Gefahr für den Windkraftstandort Mecklenburg-Vorpommern. „Niemand investiert in eine Region, in der man nicht willkommen ist.“ so Iffländer.  Das sieht auch Andreas Jesse vom Windenergieverband so. Ein Stopp des Ausbaus ist ein Rückschritt und ein Imageschaden für Mecklenburg-Vorpommern. Das Land werde dauerhaft nicht nur mit Landschaft und Natur in Verbindung gebracht. Die Windkraft biete Chancen  für mehr Industriejobs. Energie könnte dezentral und billiger produziert werden – das locke neue Betriebe. Und auch Kommunen könnten damit Geld verdienen. Wichtig sei, so Jesse, die Bürger zu beteiligen – auch durch preisgünstigeren Strom.

Zum Thema Geld haben die meisten der Windkraftgegner eine klare Meinung. denn es gehe einfach nur „um eine Menge Geld und nichts anderes“. Bestes Beispiel sei der Rücktritt des SPD-Energie-Landesministers Volker Schlothmann. Er kündigte aus Gesundheitsgründen sein Amt in der Landesregierung, um dann drei Monate später die Seiten zu wechseln. Da übernahm der Sozialdemokrat die Position des Kommunikationsdirektors für Windkraft- und Solarprojekte der Kloss New Energy (KNE) aus Rerik. Erst Energieminister nun Windkraftlobbyist.

Das landesweite Aktionsbündnis von Windkraftgegnern in Mecklenburg-Vorpommern hat jetzt  zwei Volksbegehren und eine Volksinitiative gestartet. Deren Hauptziel ist es, die Mindestabstände von Windenergieanlagen zu Wohnhäusern und zur Küstein Mecklenburg-Vorpommern  zu vergrößern. Dazu sollen die Landesbauordnung sowie das Landesplanungsgesetz geändert werden, sagte der Vorsitzende des Bündnisses „Freier Horizont“, Norbert Schumacher, gestern  in Schwerin.

Da die Zeit drängt, wurde parallel  durch die Windkraftgegner eine Volksinitiative ins Leben gerufen. Damit soll erreicht werden, dass sich der Landtag noch in diesem Jahr mit dem Thema befassen muss. Denn zum Jahresende läuft die Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer unter anderem zu den Abstandsregelungen aus. Dann hätte die derzeit geltende Regelung von tausend Metern Abstand zu Wohnhäusern im Land Bestand, erklärte Michael Roolf,  Sprecher des Aktionsbündnisses.
Für ein Volksbegehren sind 120.000 Unterschriften nötig, für die Volksinitiative 15.000.
Die rund 50 Bürgerinitiativen wollen per Gesetzesänderung den Abstand zu Wohnorten auf das Zehnfache der Höhe eines Windrades, mindestens aber 2.000 Meter, vergrößern. Offshore-Anlagen auf See sollen mindestens 20 Kilometer von der Küste entfernt entstehen.

In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, daß die „Windkraftgegner“ keine Gegner der Windkraft seien. Vielmehr seien sie Gegner eines  maßlosen und unkontrollierten Wachstums der Windernergiebranche zum staatlich geförderten finanziellen Wohle weniger und auf Kosten ganzer Landschaften.

Übrigens: am Samstag, dem 25. April, öffnen über 70 Energieunternehmen, Windradhersteller, Häfen und Behörden in Mecklenburg-Vorpommern ihre Türen für jedermann zum Tag der Erneuerbaren Energien.

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