Kultusminister Mathias Brodkorb hat auch im neuen Jahr reichlich Theater

Schwerin / Rostock (nordPR) – In einer höchst umstrittenen Mitteilung kritisierte Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) noch vor der Jahreswende  erneut das Volkstheater und die Hansestadt Rostock scharf.
Nach Ansicht des SPD-Politikers ist die Rostocker Bühne das größte Sorgenkind unter den Theatern im Land. „Das Theater steckt seit Jahren in einer Einnahmenkrise. Es hat die schlechteste Einnahmequote aller Theater im Land“.
Konkret lägen die Einnahmen in Rostock mit etwa 1,5 Millionen Euro jährlich bei nur knapp einem Drittel dessen, was das Staatstheater Schwerin erwirtschafte.
So habe das Theater in der mit Abstand größten Stadt des Landes zuletzt 102.000 Besucher im Jahr gehabt, in Schwerin waren es 185.000. Unter dem neuen Intendanten Sewan Latchinian seien seit Spielzeitbeginn die Einnahmen sogar noch um weitere 20 Prozent gesunken, die Zuschauerzahl sogar um 30 Prozent. Bei vergleichbaren Einnahmen wie in Schwerin wäre jede Debatte über eine Strukturreform in Rostock unnötig, so Brodkorb. Und so forderte er dann auch die Hansestadt Rostock auf, endlich Grundsatzentscheidungen zum Theater zu treffen. Ursprünglichen Plänen zufolge sollte der Neubau des Hauses 2018 fertig sein. „Heute ist noch nicht einmal klar, wo es stehen soll“, so der Minister.

Das Volkstheater selbst reagiert empört auf diese „Zahlenspiele“. Die Rostocker hätten 2014 als einzige Bühne Mecklenburg-Vorpommerns ein positives Betriebsergebnis vorzuweisen, teilte die Theater-Leitung der Hansestadt vor einigen Tagen mit.
Wenn man allein bedenke, daß die anderen Theater in Mecklenburg-Vorpommern, die brav nach der Pfeife der Kulturverwaltung in Schwerin tanzen, immer wieder „Insovenzhilfen“ aus Steuermitteln erhalten, Rostock aber nicht … In der nicht einmal halb so großen Landeshauptstadt Schwerin spielt das weit höher subventionierte so genannte Staatstheater in einem mit vielen Steuermitteln runderneuertem Haus. Das Theater Vorpommern, auch immer schön brav an der „Landesleine“, hat in Stralsund und Greifswald zwei attraktive Häuser ein schön mit Staatsmittel durchsaniertes Haus in Putbus. Allerdings, ganz nebenbei hilft auch Stillhalten nicht, denn nun geht es u.a. auch Stralsund ans theatralische Leder. Nach Schweriner Plänen soll in der Stadt am Sund nur noch die Sparte Musiktheater mit einem Rumpforchester von lächerlichen 38 Musikern verbleiben … Gehorsam gegenüber den Staatsdienern in Schwerin zahlt sich wohl doch nicht aus … ein weiteres Achtungszeichen für Rostock!!!
Womit wir wieder beim Thema wären: Auch Neubrandenburg und Neustrelitz hat viel sanierender „Steuerregen“ erreicht und außerdem gibt es da den mit gaaaaaanz vielen Steuermitteln sanierten schönsten Konzertsaal des Landes.
Allein Rostock, die mit Abstand größte Stadt des Landes, spielt seit dem Zweiten Weltkrieg in einem ab und zu mal eher notdürftig sanierten Bau, der schon lange nur noch ein Provisorium ist.

Und so reagierte die Vorsitzende des Aufsichtsrates der Rostocker Bühne, Eva-Maria Kröger, denn auch mit Empörung auf Brodkorbs Äußerungen. Der Minister lasse keine Gelegenheit aus, das Volkstheater an den Pranger zu stellen, sagte Kröger NDR 1 Radio MV. Substanzielles habe Brodkorb nach wie vor nicht beizutragen. Stattdessen präsentiere er immer wieder willkürlich zusammengestellte, längst bekannte Zahlen, um Druck auf das Theater und die Hansestadt auszuüben, so Kröger weiter. Das sei kontraproduktiv, zumal die Rostocker Bürgerschaft ohnehin auf ihrer nächste Sitzung Ende Januar 2015 wichtige Entscheidungen zum Volkstheater treffen wolle. Störgeräusche aus dem Ministerium seien da wenig hilfreich.

Der Rostocker Bund bezeichnet die Aussagen des Ministers als „skandalös“. „Das heißt, das Theater, das in diesem Jahr einen Gewinn erwirtschaftet und Geld an die Stadt gibt, ist das größte Sorgenkind. Theater, die vor der Insolvenz stehen, sind dagegen Vorbilder“, sagt Sybille Bachmann (Rostocker Bund). Brodkorb sei in Sachen Volkstheater nicht mehr ernst zu nehmen. „Die insolvenzgefährdeten Häuser im restlichen Land sind nur deshalb ‚Vorbilder‘ weil sie sich dem Diktat aus Schwerin unterwerfen. Rostock macht da bisher nicht mit. Vor allem fusioniert das Volkstheater nicht mit Schwerin, um mit Rostocker Geldern das Staatstheater zu retten.“
Die Linken bemängeln ebenfalls, dass Brodkorb nichts Substanzielles zur Theater-Debatte beitrage.

Derweil sammeln sich unter dem Namen Initiative Volkstheater zunehmend Unterstützer der Rostocker Bühne. Sie möchte sich für den Erhalt des Volkstheaters mit seinen vier Sparten stark machen.
Für den 28. September 2015 ist eine große Demonstration in der Hansestadt zum Erhalt der Mehrspartenbühne Volkstheater Rostock geplant. Unterstützung gibt es dabei von immer mehr Prominenten in ganz Deutschland wie zum Beispiel Charly Hübner, Peter Sodann und Peter Bause.

Im Internet schlägt die Empörung noch ganz andere, zuweilen auch arg unqualifizierte Wellen:
Kritiker der „Schweriner Theater-Erpressung“ sagen dort unter anderem, daß Schwerin versucht, Gelder zu verteilen, die dem Landeshauptdorf überhaupt nicht gehören. Wie wäre es, wenn Rostock über sein Steueraufkommen mal selbst verfügen würde?! Die große Hansestadt Rostock kann ohne Schwerin sehr gut existieren … umgekehrt wäre es unmöglich für das Kunstgebilde Landeshauptstadt bzw. das künstliche Bundesland MV.
Interessant sei, so heißt es auch, daß von den so genannten Volksparteien in der Hansesatdt und im Land derzeit nur wenig oder gar nichts zu hören ist in Sachen Theaterstreit. Wen wundert es, daß denen Tag für Tag auch auf dieser Baustelle immer mehr Volk abhanden kommt… Immerhin hat die so genannte große Koalition in Schwerin nur noch weit weniger als die Hälfte der Wähler gewählt! Etwas mehr als 30% (dreißig Prozent) der Wahlberechtigten in Mecklenburg-Vorpommern stehen tatsächlich noch hinter der CDU bzw. SPD – da kann Demokratie zur Farce und der Wähler schnell äußerst anfällig für Heilsbringer aller Art werden.
In einem Internet-Blog fragte jetzt ein Verfasser sogar, wie es denn wäre, wenn Karriere-Politiker Brodkorb (erst PDS-Mitglied und nun ein Parteibuch bei der postensichernden SPD) mal richtig arbeiten geht? Er könnte ja mal ein staatlich gestütztes Theater selbst leiten. Oder noch besser, mal im wirklich wahren Leben abseits der Politiker-Paläste bzw. Politiker-Gehälter/Renten ein nicht gestütztes Freies Theater als Chef führen. Da würde der Vorhang ganz schnell geschlossen sein bzw. wahrscheinlich gar nicht erst öffnen! Denn da braucht es Leute, die’s draufhaben … Politiker gehören in der Regel nicht dazu … sonst wären sie nicht da, wo sie jetzt sind!

Wie gesagt, böses Blut im zumeist anonymen Dunkel des Internetzes … allerdings ist das auch ein wenig symptomatisch für eine äußerst verfahrene Kiste. In der Haut von Kultusminister Brodkorb möchte man da nicht stecken!

MECKPOMMEL

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