Zweiter Plattdeutscher Bäukerdag am 31.Mai im Botanischen Garten Rostock

"Lachen mit Schletti 1" / Buchcover TENNMANN Buchverlag

„Lachen mit Schletti 1“ / Buchcover TENNMANN Buchverlag

Rostock (nordPR) – Am 31. Mai von 10 bis 18 Uhr gehört der Botanische Garten der Universität Rostock den Freunden der plattdeutschen Sprache. Nach dem großen Erfolg zur Premiere im letzten Jahr präsentieren sich beim zweiten Plattdütsch-Bäukerdag zwölf Autoren mit Lesungen aus ihren aktuellen Büchern. Erstmals wird der Unkel Bräsig-Preis (eine Romanfigur des niederdeutschen Schriftstellers Fritz Reuters) für besondere Aktivitäten um den Erhalt des Plattdeutschen verliehen. Daneben stellen zehn Verlage ihre Bücher mit Heimatgeschichte vor. Der plattdeutsche Entertainer Klaus-Jürgen Schlettwein moderiert die Veranstaltung.Seine Devise „Lachen deit gaud.
Dr. Dethardt Götze, Kustos des Botanischen Gartens, hofft auch dieses Jahr auf großes Interesse und verspricht, dass auch für Essen und Trinken gesorgt sein wird. Niederdeutsch, im Volksmund auch einfach „Platt“ genannt, gewinnt als Umgangssprache in der Region immer mehr an Bedeutung, ist Kustos Götze überzeugt. Er plädiert mit Leidenschaft dafür, die plattdeutsche Sprache in allen Bereichen des Lebens, also auch in der Natur, Umwelt, und in der lebendigen Wissenschaft und Forschung noch mehr anzuwenden. Götze freut es, dass so bekannte Autoren wie unter anderem Susanne Bliemel, Wolfgang Mahnke, Jürgen Pump und Klaus Wossidlo an der Veranstaltung teilnehmen. Selbst NDR-Spaßvogel Leif Tennemann wird am Sonntag beim Zweiten Plattdeutschen Bäukerdag dabei sein mit seinem TENNEMANN Musik- und Buchverlag, der u.a. der plattdeutschen Sprache viel Raum in seinen Veröffentlichungen gibt. So erschien gerade das erste Buch des plattdeutschen Unterhaltungs-Urgesteins Klaus-Jürgen Schlettwein unter dem Titel „Lachen mit Schletti 1″, welches auf dem Bäukerdag im Botanischesn Garten erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

„Wir wollen, dass Plattdütsch weiterlebt“, sagt der Rostocker Werner Brinckmann, der als Ehrenamtler den Bäukerdag maßgeblich auf die Beine stellt und mehrfach im Jahr plattdeutsche Führungen durch den Botanischen Garten anbietet. Brinckmann hat auch im Wossidlo-Archiv der Universität Rostock bei Dr. Christoph Schmitt bei der Digitalisierung von zwei Millionen Handzetteln in plattdeutscher Sprache mitgearbeitet. Seine Frau hat ihn für Plattdütsch begeistert. So hat er ein Buch geschrieben, das unter dem Titel “Wecker weit dat noch„ über Pflanzen und Tiere erzählt. Die Idee für eine plattdeutsche Buchmesse brachte der 74-Jährige aus Hamburg mit. Unterstützt wird er beim 2. Plattdütsch-Bäukerdag in Rostock vom Freundeskreis Botanischer Garten und dem Plattdütsch-Verein „Klönsnack-Rostocker 7“.

Dass Platt als Landessprache lebendig gehalten werden muss und als Kulturgut bewusst gepflegt und gesprochen werden sollte, das liegt sowohl Götze als auch Brinckmann sehr am Herzen: Deshalb gibt es im Botanischen Garten auch Führungen in Platt, wird die Pflanze des Monats im Monatsblatt des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack-Rostocker 7“ plattdeutsch beschrieben. „Wir haben die Sprache als zweite Amtssprache in M-V und wollen sie auch so im Alltag lebendig halten“, sagen unisono der Kustos und Werner Brinckmann. Selbst Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck ist begeistert von der Plattdeutschen Sprache und der Veranstaltung im Botanischen Garten. „Ich freue mich, dass der Bäukerdag zur Pflege der Plattdeutschen Mundart in solch schöner Umgebung in Rostock stattfindet“, sagt der Rektor.
Die Schirmherrschaft für den Plattdütsch-Bäukertag hat Bildungs- und Kulturminister Mathias Brodkorb übernommen. „Bücher sind ein geeignetes Medium, um Interesse und Freude an einer Sprache zu erhalten. Der zweite Plattdütsch-Bäukertag leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Pflege des Niederdeutschen in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt der Minister. Er begrüße die Initiative in Rostock und habe sehr gerne die Schirmherrschaft für den Plattdütsch-Bäukertag übernommen. „Der erste Bäukertag war mit rund 500 Besucherinnen und Besuchern ein großer Erfolg. Ich freue mich, dass es auch bei der zweiten Veranstaltung gelungen ist, bedeutende Autoren und Verlage zu gewinnen“, so Brodkorb.
Die Beschäftigung mit dem Niederdeutschen an der Universität Rostock kann auf eine mehrhundertjährige Tradition zurückblicken, die ihren Anfang bereits weit vor Eröffnung des hiesigen Germanistischen Instituts im Jahre 1858 nahm. Rostocker Gelehrte des 16. bis 19. Jahrhunderts beteiligten sich federführend an der Auseinandersetzung um das Für und Wider der Pflege des Niederdeutschen und veröffentlichten Forschungsarbeiten zur mecklenburgischen Mundart. Für die hat der Ministerpräsident a. D. Dr. Harald Ringstorff während seiner zehnjährigen Amtszeit von 1998 bis 2008 viel getan. So wurden beispielsweise 80 gestandene Lehrer, die Interesse an Platt haben, in einem zweijährigen Zusatzstudium fit gemacht. In der Landesverfassung von M-V, die auch in Platt vorliegt, ist der Schutz und die Pflege von Platt verankert. An der Universität Rostock gibt es zwar kein Niederdeutsch als Studiengang, aber innerhalb des Germanistikstudiums können künftige Lehrer an entsprechenden Seminaren und Vorlesungen teilnehmen sowie Plattdeutschkurse absolvieren.
In M-V gibt es einen Arbeitskreis „Niederdeutsch in der frühkindlichen Bildung und in der Schule“, an dem Vertreter des Bildungsministeriums, verschiedener Kulturverbände (zum Beispiel Stiftung Mecklenburg, Landesheimatverband M-V, Volkskulturinstitut) sowie der Universitäten Rostock und Greifswald mitwirken. An zwei Rostocker Schulen wird fakultativ Plattdeutsch angeboten sowie an zehn Kitas der Hansestadt. Ein erster Ansatz für M-V ist das Pilotprojekt „Niederdeutsch in der KITA“ in ausgewählten Kindergärten.
Brinckmann wünscht sich allerdings, dass auch bald an Schulen in MV Plattdeutsch zum Hauptfach erklärt wird – wie bereits wie in Hamburg oder Schleswig-Holstein. Die EU hat in den 90-er Jahren eine Sprachcharta verabschiedet, die dem Schutz bedrohter oder kleiner Sprachen dienen soll. Die Bundesrepublik ist somit verpflichtet, Regional-und Minderheitssprachen zu pflegen. Eine Kontrollkommission untersucht die Umsetzung.
Textautor: Wolfgang Thiel

 

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