Rostock (nordPR) – Der dritte Plattdütsch-Bäukerdag am Wochenende im Botanischen Garten Rostock war schon eine schweißtreibende Angelegenheit. Fast eintausend Besucher informierten sich über aktuelle Neuerscheinungen aus den Programmen der elf größten norddeutschen Verlage für plattdeusche Literatur. Auf schattigen Plätzen unter den Bäumen konnte man Lesungen lauschen, mit den Autoren ins Gespräch kommen und andere Programm-Punkte verfolgen.
So präsentierte Moderator Klaus-Jürgen Schlettwein sein neues Buch „Lachen mit Schletti 2“, erschienen im Schweriner TENNEMANN Buch- und Musikverlag.
Lachen mit Schlett 2
TENNEMANN Verlag
ISBN 978-3-941452-48-0
Plattdeutsch-Autor Wolfgang Mahnke trug ebenfalls Passagen aus seinem neuesten Werk vor. Der 79jährige Rostocker erhielt in diesem Jahr den Unkel-Bräsig-Preis für seine Verdienste für den Erhalt der plattdeutschen Sprache.
„Ich freue mich sehr über den Preis und bin völlig überrascht“, sagte Mahnke bei der Preisverleihung. Wie die anderen sechs Nominierten und die Besucher auch, erfuhr der 79-Jährige erst mit der Verkündung, dass er nach Klaus-Jürgen Schlettwein im vergangenen Jahr der zweite Preisträger wird.
Auch in diesem Jahr wieder war kein geringerer als Landes- Bildungsminister Mathias Brodkorb als Schirmherr zu Gast beim Plattdütsch Bäukerdag in Rostock. Bereits zur Eröffnung konnte Brodkorb eine kleine Sensation verkünden:
An sechs Gymnasien bzw. Gesamtschulen in Mecklenburg-Vorpommern können Schülerinnen und Schüler künftig das Abitur auf Plattdeutsch ablegen. Das hat Bildungsminister Mathias Brodkorb heute auf dem Plattdütsch-Bäukerdag in Rostock bekanntgegeben. Das Land will dafür jährlich insgesamt 450.000 Euro bereitstellen.
„Ich freue mich sehr über das Interesse der Schulen an der niederdeutschen Sprache“, sagte Bildungsminister Mathias Brodkorb. „Ursprünglich hatten wir lediglich vier Gymnasien bzw. Gesamtschulen vorgesehen, an denen das Abitur auf Plattdeutsch angeboten werden sollte. So wäre in jedem Schulamtsbereich eine Schule vertreten gewesen. Weil wir aber keine Schule enttäuschen wollen, können nun alle sechs Schulen, die ihr Interesse angemeldet hatten, auch ein Abitur auf Plattdeutsch anbieten“, betonte Brodkorb.
Das Land stellt für das Abitur auf Plattdeutsch an jeder der ausgewählten Schulen eine Lehrerstelle zusätzlich bereit. Im Rahmen des Landesprogramms „Meine Heimat – mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“ waren bis zum Jahr 2020 dafür insgesamt 1,3 Mio. Euro vorgesehen. Wegen der erhöhten Anzahl an Schulen hat das Land die Mittel bis zum Jahr 2020 um 700.000 Euro auf insgesamt zwei Millionen Euro aufgestockt.
„Wir greifen an dieser Stelle tief in die Tasche“, sagte Bildungsminister Brodkorb am Rande des Plattdütsch Bäukerdag gegenüber nordPR . „Das Angebot für Schülerinnen und Schüler ist aber wichtig, um die niederdeutsche Sprache an die junge Generation weiterzugeben. Ich hätte mich sehr darüber gefreut, wenn das Interesse der Schulen aus Vorpommern ebenso stark gewesen wäre wie das von Schulen aus Mecklenburg. Im kommenden Schuljahr könnte es eine weitere Ausschreibung geben, um weiteren Schulen aus Vorpommern eine Möglichkeit zu geben, ihr Interesse zu bekunden“, so Brodkorb.
Neben dem Recknitz Campus in Laage wird das Plattdeutsche-Abi in Wismar, Dömitz, Crivitz, Stavenhagen und Demmin angeboten.
Übrigens kam Minister Brodkorb auch an diesem Bäukerdag wieder mit vielen Besuchern, Autoren und Verlagen ins Gespräch.
„Für die vielen guten Ideen, die der Minister allein in Richtung Plattdeutsch noch so im Köcher hat, bräuchte er mindestens noch ein, zwei Amtszeiten“, meinte augenzwinkernd Leif Tennemann. Der Verleger, Journalist und Comedian begrüßte gegenüber nordPR ausdrücklich die neue Minister-Initiative in Richtung Plattdeutsch-Abitur. Ebenso wie Werner Brinckmann. Er ist der Ideengeber des Bäukerdags, den er nun schon zum dritten Mal zusammen mit dem Plattdütsch-Verein Klönsnack-Rostocker 7, dem Botanischen Garten sowie dem Freundeskreis Botanischer Garten organisiert hat.
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