Rostock / Schwerin (nordPR) – Ausgerechnet der Minister, der mit seiner Behörde alles kontrollieren soll, hat mal eben schnell bei „einer Kontrolle“ ganz persönliche Einkäufe getätigt. Dümmer geht’s nimmer?!
Aber der Reihe nach. Was ist geschehen? Eigentlich soll es mit den neuen Lockerungen keinen Einkaufstourismus geben – doch ausgerechnet Innenminister Torsten Renz aus dem Hoch-Inzidenz-Gebiet Güstrow kauft im benachbarten Niedrig-Inzidenz-Gebiet Rostock ein. Allerdings die auch von ihm am Wochenende verabschiedete Corona-Landesverordnung sieht vor, dass Regionen mit einer Corona-Inzidenz von unter 50 die Läden wieder öffnen können. Rostock gehört dazu.
Also fuhr der 56-jährige CDU-Minister am Montagmorgen nach Rostock, um dort – nach eigenen Angaben – seiner Polizei bei der Kontrollarbeit im Corona-Alltag zuzusehen. Soweit in Ordnung. Aber: Renz nutzte den Kontroll-Diensttermin dann auch gleich für einen kurzen Privat-Einkauf in gerade erst geöffneten Geschäften.
„Die Bürgerinnen und Bürger werden aufgefordert, keine Einrichtungen, Verkaufsstellen oder Dienstleistungsbetriebe in einem anderen Landkreis oder einer anderen kreisfreien Stadt aufzusuchen, die in ihrem eigenen Landkreis oder ihrer eigenen kreisfreien Stadt aufgrund der Infektionslage geschlossen sind.“ Wie gesagt, diese Verordnung hatte auch der Innenminister unterzeichnet.
Und dann das: Am Rande seines Diensttermins in Rostock sprach ein NDR Reporter den Minister in der Fußgängerzone an, Renz war offenkundig privat unterwegs. Der Minister meinte in dem kurzen Interview, die Landesregierung appelliere an die Vernunft der Menschen und „davon erhoffen wir uns auch, dass nicht alle sofort nach Rostock fahren.“
Aha! Die Menschen an sich. Ein Minister kann da aber schon mal ausgerechnet am ersten Tag der Öffnungen Handyzubehör und Blumen in Rostock kaufen. Renz Heimatstadt Güstrow, wir erinnern uns, liegt im Nachbarkreis Rostock-Land, einem Kreis, mit hoher Corona-Inzidenz. Auf Nachfrage, ob es ihm als Nicht-Rostocker nicht untersagt sei, in den Läden der Hansestadt einzukaufen, sagte der CDU-Politiker: „Kann man so sehen.“
Renz meinte, es gehöre zu seiner Verantwortung als Innenminister dazu, sich in den Läden umzusehen, das könne man ihm „negativ“ auslegen, er sei da aber mit sich im Reinen.
Gar nicht im Reinen ist die Opposition mit Renz und seinem Einkaufsbummel. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Nikolaus Kramer sagte, dass Renz die Glaubwürdigkeit der Politik beschädige. Er predige Wasser und trinke Wein. „Das ist ein Lachnummer, ich bin fassungslos“, so Kramer weiter.
Linksfraktionschefin Simone Oldenburg nannte die Sache „ungeheuerlich“. Es könne doch nicht wahr sein, dass der Minister seine Funktion ausnutze, um private Einkäufe in Rostock zu tätigen. An allen anderen appelliere die Politik immer wieder, vorsichtig und zurückhaltend zu sein. „Und er geht hier mit einem derart schlechten Vorbild voran“, so Oldenburg.
Auch die SPD übt Kritik. Natürlich sei es richtig, meinte Fraktionschef Thomas Krüger, dass der Innenminister sich die Arbeit der Polizei ansehe, aber es sei nicht richtig, dass Renz in Rostock einkaufen gewesen ist. „Das kritisiere ich ausdrücklich“, so Krüger. „Die Folge muss auf jeden Fall sein, dass Herr Renz deutlich macht, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“
Und spätestens da winkt der Durchschnittsbürger grinsend ab, steigt ins Auto und fährt getrost von zum Beispiel Güstrow nach Rostock zum Einkauf. Und wenn er erwischt wird, macht er hinterher einfach deutlich, dass so etwas nicht wieder vorkommt.
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