Ahrenshoop (nordPR) – Die Sonderausstellung „Christian Thoelke – Heartland“ ist noch bis zum 2. April im Kunstmuseum Ahrenshoop zu sehen.
‚Die Schau zeigt eine zeitgenössische Position von hoher inhaltlicher Brisanz. „Die schon länger angedachte Ausstellung kommt zum richtigen Zeitpunkt hierher“, sagt Katrin Arrieta, künstlerische Leiterin des Kunstmuseum Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Gezeigt werden neun Gemälde in sehr großen Formaten, auf denen menschliche Behausungen und Infrastrukturen in verlassenem und verfallendem Zustand oder in Momenten akuter Bedrohung zu sehen sind. Es geht in diesen Bildern um Verlust von Gegenwart, Geborgenheit, Verankerung im Sicheren und Eingespielten und darum, ob die Natur als Zufluchtsraum noch zur Verfügung steht. Obwohl das Schaffen Christan Thoelkes keiner agitatorischen Motivation folgt, stellen sich vor seinen Werken angesichts der gegenwärtigen Konflikte in Europa und der Welt auch tagesaktuelle Bezüge her.
Christian Thoelke (*1973) ist gebürtiger Berliner und seit jeher im Bezirk Prenzlauer Berg ansässig und wirkend. Der 49-jährige ist ein stetiger Arbeiter, der sein Œuvre auf geradem Wege aufgebaut hat. Bis zum Ende der 1990er-Jahre studierte Thoelke in Berlin-Weißensee bei Wolfgang Peuker, der seinerseits in den 70er- und 80er-Jahren zu den wichtigsten Protagonisten der „Leipziger Schule“ zählte. Bei Peuker fand er Ansätze in Inhalt und Handwerk – die Basis für sein aufgeschlossenes, respektvolles und nachdenkliches Verhältnis zur Tradition europäischer Weltkunst. Zu den Voraussetzungen dieser Tradition gehört eine ausgefeilte Maltechnik ebenso wie ein genaues und fortgesetztes Naturstudium, auch wenn Christian Thoelke, wie es andere seiner Generation ebenfalls tun, häufig nach Fotografien arbeitet.
Dabei beherrscht er die altmeisterliche Lasurtechnik mit ihren raffinierten, die Modellierung vorbereitenden Untermalungen aus dem Effeff. Das sehr natürliche, dem Malgrund wie eingespeicherte Licht seiner Bilder wäre ohne das nicht herzuzaubern, so wenig wie die substantielle Wirkungskraft der Räume, Figuren und Gegenstände, die die Bildwelt des Malers als naturgegebene erscheinen lassen.
Im Kunstmuseum Ahrenshoop konterkarieren Christian Thoelkes Bilder die malerisch nicht weniger ausgefeilten Werke aus der Zeit der Künstlerkolonie, die so gerne als Vergegenwärtigung einer Naturidylle beschrieben und wahrgenommen werden. Das Kunstmuseum Ahrenshoop versteht sich als ein Ort, an dem es nicht nur möglich ist, Wunschvorstellungen wie diese in Kunstwerken zu genießen, sondern auch das Illusionäre daran zu erkennen: Kontexte, die Christian Thoelke nicht zuletzt durch seine eigene Geschichte bewusst geworden sind und die in seinem Werk Berücksichtigung fanden.
Biografisch hat der Maler einen weit zurückreichenden Bezug zur Ostsee. Seine Mutter, die Porzellangestalterin Bärbel Thoelke, wurde in Stralsund geboren und genoss in den späten 1950er-Jahren eine Ausbildung in der Keramikwerkstatt Arnold Klünders in Ahrenshoop. Zudem verbrachte er als Kind selbst reichlich Zeit auf dem Fischland und dem Darß. Den Wald und das Meer – die hier allgegenwärtigen Elemente jener Landschaft, die die norddeutschen Romantiker als unberührt gebliebenes Zeugnis erdgeschichtlicher Vergangenheit erlebten – hat er ebenso verinnerlicht wie den städtischen Großraum Berlins.‘
Kunstmuseum Ahrenshoop – Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ostseebad Ahrenshoop
(unter Verwendung eines Pressetextes des Kunstmuseums Ahrenshoop)
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