Pasewalk (nordPR) – Die Bäckerei-Kette „Lila Bäcker“ aus Mecklenburg-Vorpommern musste jetzt erneut Insolvenz anmelden. Das bedeutet für zunächst etwa 500 Mitarbeitende das Aus. Außerdem werden mit sofortiger Wirkung etwa 80 Filialen geschlossen, 47 davon allein in Mecklenburg-Vorpommern.
Davon betroffen seien neben den Mitarbeitenden der Filialen vor allem Beschäftigte der Heimatbäcker GmbH in Pasewalk. Dort werden Brot und Brötchen hergestellt. Und auch Mitarbeiter aus der Logistik müssten gehen.
Von Seiten der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hagelte es heftige Kritik. Gegenüber NDR 1 Radio MV sagte ein Gewerkschaftssprecher, dass auch Mitarbeitende alles versucht hätten, das Unternehmen zu retten. Die Entscheidung würden aber „die da oben in der Geschäftsführung“ treffen, hieß es. Und sie hätten vor allem mit zu hohen Preisen für die Backwaren dazu beigetragen, dass nicht genug verkauft werden konnte, so der Sprecher weiter.
Die Geschäftsleitung von „Lila Bäcker“ nennt andere gründe: Gescheiterte Gespräche mit potenziellen Investoren, die Interesse an der Übernahme des gesamten Unternehmens hatten, hätten für Einschnitte gesorgt. Außerdem verwies der Unternehmenssprecher auf die schwierigen Marktbedingungen durch gestiegene Energie-und Rohstoffpreise. Viele Kunden halten sich zurück und müssen sparen, heißt es. Seit Montag hat das Amtsgericht Neubrandenburg auch ein reguläres Insolvenzverfahren bei „Lila Bäcker“ eröffnet.
Das Unternehmen will jetzt noch mit insgesamt 160 Filialen und Cafés in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg weitergeführt werden. Davon 91 im Nordosten. Aus Schleswig-Holstein ziehe sich „Lila Bäcker“ komplett zurück. Keine Probleme gebe es bei der Backstube der Mäkelbörger Kuchenmanufaktur in Neubrandenburg. Sie sei gut ausgelastet, heißt es.
Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorf bedauert, dass gut ein Drittel der Belegschaft gehen muß. Allerdings habe das Unternehmen das Unternehmen nur so überhaupt eine Chance, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und die verbliebenen Filialen und Mitarbeiter zu erhalten bzw. weiter zu beschäftigen.
Bereits Anfang 2019 meldetet die Back-Kette „Lila Bäcker“ zum ersten Mal Insolvenz ab.
Damals zitterten etwa 2.500 Mitarbeiter in rund 400 Filialen. Nach einer Bürgschaft des Landes von 8 Millionen gelang dann im September 2019 für 270 Filialen und 2100 Mitarbeitern ein Neuanfang. Ebenso gab es damals öffentliche Fördermittel aus Steuergeldern.
Viele öffentliche Mittel müssen übrigens, wenn es nicht klappt mit einem Neuanfang, nicht zurückgezahlt werden. Denn es besteht keine Zweckbindung mehr für Investitionsförderungen. Somit bestehe nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern auch keine Möglichkeit einer Rückforderung von Zuschüssen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Ob und wie über die Landesbürgschaft und ihre Inanspruchnahme bzw. möglicher Rückzahlungen diskutiert werden müsse, das hängt davon ab, wie sich das Insolvenzverfahren entwickelt vor allem mit dem Blick auf die mögliche Gewinnung neuer Investoren.
Diese Filialen in Mecklenburg-Vorpommern schließen
Insgesamt 47 „Lila Bäcker“-Filialen in Mecklenburg-Vorpommern schließen. Hier finden Sie eine Übersicht über die betroffenen Standorte:
Ahlbeck: die Filialen in der Seestraße und im Rewe in der Swinemünder Chaussee.
Barth: die Filiale im Rewe in der Langen Straße.
Bergen auf Rügen: die Filiale im Edeka in der Putbuser Chaussee bereits 2023.
Binz auf Rügen: die Filiale im Netto in der Proraer Chaussee.
Bützow: die Filiale in der Langestraße.
Dassow: die Filiale im Penny an der B 105.
Demmin: die Filiale im Netto in der Jarmener Straße.
Ferdinandshof: die Filiale im Netto in der Pasewalker Straße.
Graal-Müritz: die Filiale im Penny in der Langen Straße.
Greifswald: die Filialen im Norma in der Wolgaster Straße und im Netto in der Warschauer Straße.
Grevesmühlen: die Filiale im Penny in der Wismarschen Straße.
Grimmen: die Filiale im Rewe in der Friedrichstraße.
Hagenow: die Filiale im Netto in der Goethestraße.
Heringsdorf: die Filialen in der Friedenstraße und im Edeka in der Labahnstraße.
Kirchdorf-Poel: die Filiale im Netto in der Wismarschen Straße.
Kröpelin: die Filiale im Penny in der Rostocker Straße.
Kühlungsborn: die Filiale im Penny in der Neuen Reihe.
Lützow: die Filiale im Penny in der Gadebuscher Straße.
Malchow: die Filiale im Netto in der Friedrich-Ebert-Straße.
Marlow: die Filiale im Netto in der Carl-Kossow-Straße.
Neubrandenburg: die Filialen im Rewe in der Neustrelitzer Straße, im Penny am Sattelplatz, im Netto in der Max-Adrion-Straße und im Netto in der Lindenstraße.
Neubukow: die Filialen im Rewe Am Stellwerk und im Netto in der Wismarschen Straße.
Neukloster: die Filiale im Netto in der Hopfenbachstraße.
Pasewalk: die Filialen im Rewe in der Pestalozzistraße und im Netto in der Bahnhofstraße.
Rehna: die Filiale im Lidl in der Gletzower Straße.
Rostock: die Filialen am Platz der Freundschaft, im Netto in Toitenwinkel und im Penny in Dierkow.
Schwaan: die Filiale im Netto in der Niendorfer Chaussee.
Schwerin: die Filialen im Rewe in der Mecklenburgstraße, im Rewe am Dreescher Markt und im Lidl in der Crivitzer Chaussee.
Selmsdorf: die Filiale im Netto Am Wiesengrund.
Sternberg: die Filiale im Netto Vor dem Kütiner Tor.
Torgelow: die Filiale im Netto im Bahnhofstraße.
Warin: die Filiale in der Bützower Straße
Wismar: die Filiale im Netto Am Ring.
Wittenburg: die Filiale im Netto im Pappelweg.
Zinnowitz: die Filiale im Netto im Moskenweg.
(Nach Berichten von NDR 1 Radio MV und dem NDR NORDMAGAZIN sowie Presseinformationen von „Lila Bäcker“)
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