Kein großer Staat für das Staatstheater Schwerin

Schwerin – Nachdem erst vor einigen Wochen eine Insolvenz des Staatstheaters in Schwerin mit Sonderzuwendungen abgewendet werden konnte, geht es nun ans Eingemachte.
Denn jetzt fordert der Aufsichtsrat, fünf Sparvorschläge zu prüfen – darunter die Schließung der Fritz-Reuter-Bühne, den Abbau von 13 Musikerstellen in der Staatskapelle inklusive der Herunterstufung des A-Status für Chor und Orchester sowie Gehaltskürzungen durch neue Tarifverträge.
So soll das Theater etwa 3,5 bis 4 Millionen Euro jährlich einsparen.

Laut Aufsichtsratvorsitzendem Lothar Wilke, sind das nur Optionen. Man hoffe jetzt auf das Land. Will Schwerin also wieder einmal eine Sonderbehandlung zuzüglich  Sonderzuwendungen?
In den nächsten Tagen soll es ein Gespräch mit dem Bildungsministerium über die Situation am Staatstheater geben. Allerdings hat „das Land“ bereits verlauten lassen, dass es keine weiteren zusätzlichen Gelder zur Verfügung stellen will.

Die Deutsche Orchestervereinigung sperrt sich gegen Gehaltskürzungen bei der Mecklenburgischen Staatskapelle. Die Einstufung sei per Tarifvertrag zur Spielzeit 1993/94 erfolgt. Dieser Vertrag sei unkündbar, so Geschäftsführer Gerald Mertens. Als ein „Horrorszenario“ bezeichnet der Betriebsratschef des Schweriner Theaters, Andreas Frisch, die vorgeschlagenen Maßnahmen. Man sei dabei, das Stadttheatermodell zu zerschlagen.

Der im Land Mecklenburg-Vorpommern zuständige „Theaterminister“ ist Bildungsminister Mathias Brodkorb. Der Sozialdemokrat  begrüßte die Kürzungspläne. Neustrukturierungen aller Theater bezeichnete er als unumgänglich.

Kritiker sagen, daß die Zerschlagung der plattdeutschen Fritz-Reuter-Bühne nur vorgeschoben sei, um an das „Landesgewissen“ zu appelieren und letztlich die Pfründe in anderen Bereichen des Staatstheaters zu retten. Kritiker meinen, dass anstelle des „Opfers Reuter Bühne“ endlich einmal bei den Millionen gespart werden soll, die der „Wasserkopf“ und die „beamtenähnlichen Gehälter“ z.B. nicht weniger langjähriger Mitarbeiter kosten. Auch eventuell überbordende Honorare für „Fremdkünstler“ müssen thematisiert werden.
Und die zum Teil üppigen Spitzenhonorare, die sich einige fest angestellte Führungskräfte neben ihrem ohnehin schon fürstlichen Gehalt noch zusätzlich genehmigen, gehören endlich öffentlich gemacht und damit auch auf den Prüfstand.

Schuld, wenn dieses Wort die Situation überhaupt beschreibt, ist mit Sicherheit nicht die „böse LandesPolitik“ allein sondern in wesentlichen Teilen auch das staatliche Theater selbst nebst Stadtpolitikern, Bühnengewerkschaften und anderen Mitverdienern im deutschen Kulturbetrieb …

Ãœbrigens: Die Fritz-Reuter-Bühne hat die Weltwirtschaftskrise überstanden, den Nationalsozialismus, die DDR Anfang der 1960er-Jahre, als man das Niederdeutsche nicht wollte. Die Fritz-Reuter-Bühne gibt es also seit 85 Jahren. Und nun soll es bald vorbei sein? Für dieses Theater ist mit Sicherheit 1989 keiner auf die Straße gegangen …
(Meckpommel)

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(*/TMP/17.12.2012/mph)

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